: „Beschäftigungsbündnis Bahn“ sichert Jobs
■ Schutz vor Kündigungen bis 1998 und flexiblere Arbeitszeiten vereinbart
Frankfurt/Main (AFP/taz) – Arbeitgeber und Gewerkschaften bei der Deutschen Bahn AG wollen mit einem „Beschäftigungsbündnis“ 11.000 Arbeitsplätze und rund 2.000 überplanmäßige Ausbildungsplätze sichern. Verkehrsminister Matthias Wissmann (CDU) erklärte nach der Einigung gestern in Frankfurt am Main, das Modell habe „Vorbildfunktion für die gesamte deutsche Wirtschaft“.
Nach der Absprache zwischen Wissmann, den Gewerkschaften und Bahn-Chef Heinz Dürr verzichtet die Bahn in diesem Jahr auf die ursprünglich geplante Entlassung von 6.000 Mitarbeitern. Durch Überstundenabbau sollen weitere 4.500 Stellen gesichert werden. Zusätzlich 500 Arbeitsplätze sollen durch Teilzeitarbeit und flexible Vorruhestandsregelungen wie Altersteilzeit geschaffen werden. Darüber hinaus ist die Bahn bereit, in diesem Jahr 4.200 Lehrlinge auszubilden, 2.000 mehr, als das Unternehmen selbst braucht.
Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands (GdED), Rudi Schäfer, erklärte, der Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen sei bis Ende 1998 verlängert worden. Die Partner waren sich Wissmann zufolge auch einig, daß Einsatzbereiche und Arbeitszeitverteilung der Mitarbeiter „bedarfsorientierter“ gesteuert werden sollen. Die tarifvertraglich festgelegte Arbeitszeit soll als Jahresarbeitszeit fixiert und im Rahmen von Betriebsvereinbarungen je nach Bedarf ausgestaltet werden. Wissmann will dazu eine „Bahnarbeitszeitverordnung“ erlassen. Arbeitgeber und Gewerkschaften vereinbarten, die Mobilitätsbereitschaft der rund 294.000 Eisenbahner zu fördern. Schäfer betonte, mit der Vereinbarung habe die GdED die „Lebensfähigkeit“ des von den Gewerkschaften vorgeschlagenen Bündnisses für Arbeit unter Beweis gestellt.
Die GdED vertritt nach eigenen Angaben vier Fünftel der Eisenbahner in Deutschland. An den Gesprächen waren auch der Vorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer und Anwärter (GDL), Manfred Schell, der Chef der Verkehrsgewerkschaft im Deutschen Beamtenbund (GDBA), Robert Dera, sowie der Bahn-Gesamtbetriebsrat Werner Mößinger beteiligt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen