PATRIARCH AUS ESSEN : Berthold Beitz ist tot
60 Jahre lang hat Berthold Beitz die Geschicke des Stahlkonzerns ThyssenKrupp wesentlich mit bestimmt und galt als einer der großen deutschen Wirtschaftspatriarchen. Am Dienstag ist er im Alter von 99 Jahren gestorben, wie die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung mitteilte. Lange Jahre war er Vorsitzender der Stiftung und Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats von ThyssenKrupp; in diesen Funktionen übte er bis zuletzt einen großen – teils kritisierten – Einfluss auf das Unternehmen aus. Erst im Frühjahr hatte er den inzwischen auch bei Siemens geschassten Gerhard Cromme nach einem Machtkampf als Aufsichtsratsvorsitzenden verdrängt, nachdem der Essener Traditionskonzern heftig ins Schlingern geraten war.
Gewürdigt wurde er, weil er während des Zweiten Weltkrieges in Galizien als kaufmännischer Direktor einer Ölfirma mehrere hundert Juden rettete, indem er sie als unentbehrlich für die Ölindustrie beschäftigte. Nach dem Krieg lernte er Alfried Krupp kennen, dessen Generalbevollmächtigter er 1953 wurde. Bis zuletzt lebte der als unprätentiös geltende Beitz in Essen. (taz)