: Bernd Meyer will keine Frau
■ SPD-Parteitagsbeschluß fordert die Einstellung weiblicher Senatsdirektorin, Innensenator Meyer möchte trotzdem einen Kandidaten aus Nordrhein-Westfalen einstellen
Einen Brief von SPD-Geschäftsführer Henrik Marckhoff erhielt Ende der letzten Woche Bremens Innensenator Bernd Meyer. „Es besteht Veranlassung, Dich darauf hinzuweisen...“, schreibt der Parteimanager und erinnert Meyer an einen Beschluß des SPD-Parteitags vom 3.10.88. Damals hatten die Delegierten mit großer Mehrheit beschlossen, daß die nächsten zwei Senatsdirektoren, die eingestellt werden, weiblichen Geschlechts sein müssen.
Veranlassung besteht in der Tat, denn in 14 Tagen will Meyer
den Nachfolger für Hans Jürgen Kahrs vorstellen. Kahrs war vor einer Woche ohne Angabe von Gründen nach 17jähriger Dienstzeit und neun Jahre vor der Pensionsgrenze gefeuert worden.
Schon bei der Einstellung des Senatsdirektors Stadtentwicklung, Hans-Otto Schulte, war gegen das Votum des Parteitags verstoßen worden. Senatorin Eva Maria Lemke -Schulte hatte auf einem Mann beharrt. Und auch diesmal ist die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokartischer Frauen (ASJ), Jutta Kellmann-Hoppensack, nicht zu
versichtlich: „Meyer ist, was Frauenfragen angeht, sehr reserviert, um es einmal vorsichtig auszudrücken.“ Und auch Marckhoff sieht die Notwendigkeit, „dicke Bretter länger zu bohren“.
„Dem Senator ist der SPD-Beschluß bekannt.“ Mehr wollte der Sprecher von Meyer gestern nicht verlauten lassen. Dabei ist es nicht nur im Senat bekannt, daß Meyer seine Wahl bereits getroffen hat. Die Nachfolgerin von Kahrs kommt aus Nordrhein-Westfalen und ist männlich.
hbk
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen