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Berlusconi-Sender -betr.: "Scheiß DFS! Scheiß Kapitalismus!", taz vom 13.4.1995

Betr.: „Scheiß DFS! Scheiß Kapitalismus!“, 13.4.95

Warum denn so verbittert, lieber „cleg“? „Die Berufs-Anhänger, die mit der Eintrittskarte gleich die Gesinnung dazu erwerben“, wußten selbst nicht so genau, was sie gegen DSF-Übertragungen am Montag hätten?

Man hätte ja vielleicht einmal einen Vertreter jener vermeintlich konformistischen Linksfront-Gefolgschaft befragen können.

Vielleicht hätte er geantwortet, daß Auswärtsfahrten z. B. in die süddeutsche Provinz am Wochenanfang erhebliche Probleme mit dem Arbeitgeber (sorry, Kommunenvorstand) mit sich bringen können, was zur Folge hat, daß der Gästeblock auch am Millerntor montags regelmäßig verwaist ist. Vielleicht hätte er auch von dem famosen Rostockspiel letzte Saison berichtet, das der Schiedsrichter um 17:45 Uhr wegen angeblicher Unbespielbarkeit des Platzes absagte - sehr zur Freude der Businsassen, die dies vor den Toren Rostocks per Radio erfuhren und, um 25 Mark ärmer, unverrichteter Dinge gen Hamburg zurückfuhren.

Kurioserweise meldete DSF den Spielausfall bereits eine Stunde vorher und kündigte stattdessen zeitgleich die lukrative Übertragung eines B.-Becker-Matches an. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt ...

Dies und noch viel mehr hätte man in Erfahrung bringen können, anstatt in trautem Chorus mit BILD, Mopo etc. den Berlusconi-Sender DSF zu bemitleiden.

Übrigens: „Die Garantie, daß noch in tausend Jahren die Fröhlings dieser Erde durchs Wilhelm-Koch-Stadion pflügen werden“, ist mir allemal lieber als die Aussicht, in einigen Jahren DSF-kompatible „Ja gut, das darf man nicht hochstilisieren“-Sager in die Kameras grienen zu sehen, bevor dann der nächste Werbeblock die Nation erfreut. Christoph Ruf

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