Berliner Handball: Füchse auf Klettertour
Am Samstag beginnt für das Berliner Team der Ernst der Saison - gegen Hannover
Ein wenig nervös werde er am Sonnabend schon sein, gesteht Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning. Dann, wenn sein Team beim TSV Hannover-Burgdorf in die neue Saison startet. Viel haben sie in den letzten Wochen getestet, im Training und in Spielen gegen internationale Gegner. "Aber das sagt ja nur bedingt etwas aus", findet Hanning. Wo die Füchse leistungsmäßig stehen, weiß keiner genau. Klar ist, dass einiges von ihnen erwartet wird. Mehr als letzte Saison, mehr als Platz neun. "Wir wollen natürlich nicht schlechter abschneiden als im Vorjahr", gibt sich Trainer Dagur Sigurdsson bescheiden. Aber es ist kein Geheimnis, dass die Füchse schnellstmöglich in den Europapokal wollen.
Ein Ziel, das man schon in der letzten Saison anvisiert hatte, am Ende fehlte ein einziges Tor. Auf so ein Drama will man dieses Jahr verzichten. Die Zuversicht zieht Sigurdssonen vor allem aus dem guten Finish der letzten Saison: "Da haben wir gezeigt, dass wir stabiler geworden sind." Im vierten Erstligajahr soll es endlich klappen. Bob Hanning sieht sein Team auf Augenhöhe mit Lemgo, Göppingen oder Großwallstadt. Die standen zuletzt alle vor den Füchsen in der Tabelle. Um auf deren Level zu kommen, musste man sich finanziell noch einmal mächtig strecken. "Jetzt sind wir am Limit. Mehr geht nicht", so Hanning. Dafür konnten namhafte Neuzugänge verpflichtet werden. Mit dem deutschen Nationalspieler Sven-Sören Christophersen, dem isländischen Auswahlakteur Alexander Petterson und dem kroatischen Olympiasieger von 2004 Denis Spoljaric wurde die Qualität im Kader erhöht. "Wir können jetzt viel variabler spielen", sagt Sigurdsson. Für Hanning sind die Verpflichtungen ein Beleg, dass man auf dem richtigen Weg ist: "Vor zwei Jahren hätten wir solche Kaliber nicht bekommen."
Aber das Projekt Handball in Berlin hat sich gemausert. Bisher konnte man sich jedes Jahr steigern - auch in der Zuschauergunst. In der letzten Saison kletterten die Füchse auf Platz drei in der Zuschauertabelle der Liga, vor so renommierten Champions-League-Teilnehmern wie den Rhein-Neckar Löwen. Mit ein Grund, dass Topspieler der Liga mittlerweile auch nach Berlin wechseln. "Der Ruf unseres Vereins, die großartige Halle, der Spirit der Stadt. Es gibt keinen Grund, nicht zu uns zu kommen", frohlockt Hanning. Nur die weite Welt der Champions League liegt noch in weiter Ferne.
Zunächst geht es in die Provinz - nach Hannover. Da zeigt sich, ob das Team funktioniert. "Die Neuen passen auf jeden Fall charakterlich zur Mannschaft", glaubt Hanning. Mit Abwehrchef Stian Vatne und Rechtsaußen Markus Richwien gehen sie zwar gleich mit zwei Verletzten in die Saison, als Ausrede darf das aber nicht gelten. "Anderen Vereinen geht das auch so", sagt Hanning und warnt doch vor dem Gegner: "Die haben sich gut verstärkt, und am ersten Spieltag ist vieles möglich." Trotzdem sollte ein Sieg Pflicht sein. Man will ja nach Europa.
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