piwik no script img

Berliner Bullen vereint für Ruhe und Ordnung

■ Ost- und West-Polizei koordinierten ihren Mai-Einsatz / VP lernt Kreuzberger Strategien und West-Rangabzeichen

Berlin. Während 3.000 Einsatzkräfte der Volkspolizei in den Straßen der Hauptstadt für Ruhe und Ordnung sorgen, überwacht ihre Führung in der VP-Einsatzzentrale unweit des Alexanderplatzs das Geschehen. In einem langen, schmalen und holzgetäfelten Raum in der berüchtigten Keibelstraße sitzen seit den frühen Morgenstunden Polizeioffiziere und starren gebannt auf die mit Monitoren bestückte Wand. Grenzübergang Oberbaumbrücke, Alexanderplatz, die Straße Unter den Linden..., jeder neuralgische Punkt in der Stadt kann von hier aus eingesehen werden.

Doch noch ist die Lage ruhig, der harte Kern der „Revolutionären Mai-Demonstration“ vom Kollwitzplatz ist unter Polizeibegleitung nach Kreuzberg ab- und damit in den Zuständigkeitsbereich der Westberliner Kollegen gezogen. Und mit denen funktioniert die Zusammenarbeit inzwischen reibungslos.

„Seit dem Amtsantritt des neuen Innenministers hat sich hier einiges verändert“, betont VP-Oberrat Müller. „Die Polizei hat ihre Identitätskrise überwunden. Diestel hat uns versprochen, daß kein Polizist, der seine Arbeit bisher sauber und adrett erledigt hat, gehen muß.“ Die Schlappe vom 20. April hat der DSU-Minister ausgewetzt. Jetzt liegt seine private Telefonnummer im VP-Headquarter und er ist jederzeit erreichbar.

Vorerst stützt man sich aber auf die Hilfe der Westberliner Polizei. Zu deren Einsatzzentrale in Tempelhof wurden eine Direktleitung gelegt und Oberrat Bernikow, ein solargebräunter Endvierziger aus den Reihen der Westpolizei, ist als Entwicklungshelfer in Sachen Mai-Randale präsent. In einer Reihe von Beratungen haben sich beide Polizeiführungen auf diesen Tag vorbereitet. Die Strategie ist abgestimmt und bereitwillig hörte man hier auf die Ratschläge der kampferprobten Kollegen aus dem Westen.

Die Führung hier weiß um den Standortvorteil Berlins und sieht die eigene Zukunft rosig. „Man will zwar den Politikern nicht vorauseilen, doch soll die Zusammenarbeit von Ost- und West-Polizei hier ein Modell für unser künftiges deutsches Vaterland sein“, so Volkspolizist Müller und Bernikow ergänzt: „Unser Verhältnis ist so freundschaftlich, als kennen wir uns schon zwanzig Jahre“. Neben dem Pult des Einsatzleiters hängt eine Schautafel mit den Rangabzeichen der Westberliner Polizei - man stimmt sich ein.

am

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen