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Berlin

■ Amnestie nicht nur für Auserwählte!

700 Strafgefangene der JVA Tegel hoffen darauf, daß die Regierung in Bonn Gnade vor Recht ergehen läßt und anläßlich der Wiedervereinigung am 3.10.90 eine Generalamnestie erlassen wird.

Wie in den vorangegangenen Wochen aus Presseberichten zu entnehmen war, soll sich eine Amnestie lediglich auf Leute beschränken, die in der DDR in Haft sitzen. [...] Die Wiedervereinigung ist ein einmaliges Ereignis in der Geschichte des deutschen Volkes. Die Insassenvertreter aller Teilanstalten appellierten an die Obersten in Bonn, Gefangene, die zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt wurden und bereits länger als zehn Jahre verbüßt haben, zu begnadigen. Bei Gefangenen, die eine Zeitstrafe verbüßen, diese um ein Drittel zu verkürzen sei wohl keineswegs unrealistisch. Desweiteren sollte der SV-Paragraph abgeschafft und durch gezielte therapeutische Behandlung ersetzt werden. [...]

Es darf und kann nicht sein, daß auf der Ostseite eine Amnestie erlassen werden soll und auf westlicher Seite keine. Zumindest nur für Leute, die man bei insgesamt 60.000 Strafgefangenen an einer Hand abzählen kann. Wir möchten bei dieser Gelegenheit auch die JVA Moabit, Plötzensee sowie das Frauengefängnis dazu aufrufen, sich unserer Petition an den Bundestag in Bonn anzuschließen und Unterschriften zu sammeln, diese dann an Herrn Klaus Stübl, Limburger Straße 122, 6252 Diez/Lahn weiterzuleiten. Insassenvertretung Tegel

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