neue filme: Berlin is in Germany
D 2001, Regie: Hannes Stöhr; mit Jörg Schüttauf, Julia Jäger u.a.; 91 Min.
Eine Wendegeschichte von einem, der das wesentliche eigentlich verpasst hat: Als DDR-Bürger kam Martin Schulz in den Knast. Elf Jahre später wird er dann in die BRD entlassen. Eine Art Simplicissimus auf Ausgang. Jörg Schüttauf gibt ihn brillant. Mal leicht verwundert, mal leicht amüsiert läuft dieser Schulz durchs neue Berlin. Versucht, seine Exfrau, seinen Sohn und ein neues Leben zu finden. Und entdeckt dabei, dass im Westen nichts ist, wie es scheint, dass russische Stripperinnen sich als österreichische Studentinnen entpuppen und Berliner Taxen von ehemaligen kubanischen Vertragsarbeitern gesteuert werden. Wenn Schulz vor einem Fahrscheinautomaten steht und mit unbewegtem Gesicht leise sich selbst fragt, was eine Azubi-Karte sei, erzählt das mitunter mehr über dieses Land ein Jahrzehnt später als mancher Dokumentarfilm. Viel gesprochen wird nicht in „Berlin is in Germany“. Und wenn, dann nur selten über das, was besprochen werden müsste. So trocken erzählt und voller Understatement erinnert der erste lange Spielfilm von Hannes Stöhr an Kaurismäkis beste Momente.
Broadway, Capitol Dahlem, Cinestar Hellersdorf, International, Thalia Babelsberg, Yorck
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