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■ Atomteststopp nur bei AbrüstungsverpflichtungBerechtigte Forderungen Asiens

Indien will die fünf großen Atommächte zur Abrüstung zwingen. Das Land hat angekündigt, den Vertrag über ein umfassendes Atomwaffentestverbot nur zu unterzeichnen, wenn damit eine bindende Verpflichtung der fünf Atommächte zur Abrüstung ihrer Arsenale innerhalb eines festgelegten Zeitrahmens verknüpft ist. Das ist nur recht und billig. Schon bei der New Yorker Konferenz zur Verlängerung des Atomwaffensperrvertrages im Mai letzten Jahres hat eine Mehrheit der 186 UNO-Mitglieder das berechtigte Verlangen nach einer Abrüstungsverpflichtung der großen Fünf unter massivem Druck vor allem der USA zurückstellen müssen. Schon damals gab es viele Gründe für den Verdacht, die fünf Atommächte wollten sich ihr Privileg auf Dauer sichern.

Wie dringend ein Verbot herkömmlicher Atomwaffentests allein schon aus ökologischen Gründen ist, unterstreichen nicht zuletzt die jüngsten Berichte über ein radioaktives Leck im Moruroa-Atoll. Politisch wäre jedoch wenig gewonnen, wenn die A-Waffenmächte jetzt auf herkömmliche Tests lediglich deshalb verzichten, weil sie inzwischen andere Methoden zur Modernisierung und Entwicklung neuer Sprengköpfe haben. Deswegen muß ein Verbot auch diese Methoden umfassen. Alleine und auch im Verbund mit lediglich einigen anderen Ländern des Südens wird Indien diese Forderungen bei der Abrüstungskonferenz aber nicht durchsetzen können. Der Abschluß eines Teststoppabkommens in diesem Sommer ohne die indische Unterschrift wäre aber nicht viel wert. Pakistan sowie wahrscheinlich auch Indiens östlicher Nachbar China würden dann ebenfalls nicht unterzeichnen. Dies scheint die Clinton-Administration nicht bedacht zu haben, als sie die indischen Forderungen rigoros ablehnte und nicht einmal zu einer ernsthaften Diskussion bereit war. Für eine Kurskorrektur der von Washington geführten „westlichen Gruppe“ in der UNO-Abrüstungskonferenz müßten jetzt in erster Linie ihre beiden einflußreichen Mitglieder Japan und Deutschland sorgen, die erklärtermaßen keine eigenen Atomwaffenambitionen haben. Die Zeit drängt. Zumal auch Moskau neuerdings Signale für ein mögliches Abrücken vom Ziel eines umfassendes Testverbots sendet. Spätestens nach den russischen Präsidentschaftswahlen im Juni könnte es für eine Kurskorrektur und dann auch für ein umfassendes Testverbotsabkommen zu spät sein. Andreas Zumach

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