: Belgrader Parlament vertagt sich erneut
Belgrad (ap) - Eine Entscheidung über die künftige Struktur Jugoslawiens ist am Freitag erneut vertagt worden. Nach der endgültigen Bestätigung des Kroaten Stjepan Mesic als neuem Mitglied des achtköpfigen Staatspräsidiums wurde die Sitzung des Parlaments unterbrochen und auf November verschoben. Die Serben hatten sich zuvor lange Zeit gegen die Bestätigung von Mesic mit der Begründung gesträubt, er sei ein kroatischer Nationalist.Zuvor hatte jugoslawiens amtierender Staatspräsident Jovic in einem dramatischen Appell zu Verhandlungen zwischen den acht Landesteilen aufgerufen, um „Bürgerkrieg, Chaos und Blutvergießen zu vermeiden“.
Die Ansichten der nördlichen Republiken Slowenien und Kroatien über die zukünftige Staatsform stehen denen der größten jugoslawischen Republik Serbien diametral gegenüber. Slowenen und Kroaten wollen den Balkanstaat in einen Staatenbund mit weitgehender Souveränität der einzelnen Republiken umwandeln, während die Serben, darin unterstützt von Bosnien-Herzegowina und Makedonien, an einer bundesstaatlichen Ordnung festhalten wollen.
Noch am Donnerstag erhielten Putschgerüchte neue Nahrung, nachdem Kroatien die Mobilmachung der Reservisten der Bürgermiliz angeordnet hatte. In einer Erklärung hieß es, es handele sich lediglich um eine routinemäßige Überprüfung des Leistungsvermögens der Reservisteneinheiten. Die Nachrichtenagentur Tanjug meldete, einigen Reservisten seien Waffen ausgehändigt worden. Der Präsident Kroatiens, Franjo Tudjman, erklärte, falls nötig, werde das gesamte kroatische Volk für den Schutz der Demokratie in der Republik eintreten.
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