piwik no script img

Beistand für Andrawes

■ Arafat und die PLO fordern ein Ende des Landshut-Prozesses in Hamburg

Oslo (taz) – Die PLO und Jassir Arafat persönlich möchten den Prozeß gegen die Landshut-Flugzeugentführerin Souhaila Andrawes in Hamburg so schnell wie möglich beendet sehen. Der PLO- Botschafter in Norwegen, Omar S. Kitmitto, bestätigte am Dienstag Meldungen in der norwegischen Presse, wonach die PLO derzeit „diplomatische und andere informelle Kanäle“ gebrauche, um das Gerichtsverfahren in der Hansestadt zu stoppen. Kitmitto: „Das Beste wäre, wenn das Verfahren in Hamburg eingestellt würde und Andrawes nach Norwegen zurückkehren könnte. Wir hätten dann auch nichts dagegen.“

Der PLO-Botschafter verfolgt im Auftrag von Arafat regelmäßig den Hamburger Prozeßverlauf. Am Montag hatte der Vorsitzende Richter ihn mit einer Ordnungsstrafe bedroht. Kitmitto hatte nach einer politischen Erklärung von Andrawes im Gerichtssaal, warum sie sich weigere, im Prozeß gegen Monika Haas als Zeugin aufzutreten, Beifall geklatscht. Monika Haas steht zur Zeit in Frankfurt vor Gericht. Sie wird von der Bundesanwaltschaft beschuldigt, den Entführern der Lufthansa-Maschine die Waffen auf Mallorca übergeben zu haben. Kitmitto beklagte weiter, sein Verhalten werde als Mißachtung des deutschen Gerichts bewertet. Er hätte aber nur die politische Begründung von Andrawes unterstützen wollen. Die Angeklagte hatte ausgeführt: „Solange die, die Israel mit Waffen versorgt haben, um das palästinensische Volk zu terrorisieren, nicht auf die Anklagebank gesetzt werden, hat das, was nun vor deutschen Gerichten vor sich geht, nichts mit Gerechtigkeit zu tun.“

Der PLO-Botschafter sieht im „Oslo-Abkommen“ eine Art Amnestie im Verhältnis zwischen Israel und Palästina. Er hält deshalb den Andrawes-Prozeß für unzeitgemäß. Eine „humanitäre Lösung“ müsse sich finden lassen, das Verfahren schnell zu beenden. Jedenfalls sobald Souhaila Andrawes in ihrem für den 18. und 19. Juli angesetzten Termin im Frankfurter Prozeß gegen Haas formal ihre Weigerung, dort auszusagen, abgegeben habe.

Wie unzeitgemäß das Verfahren sei, belegt er mit einem Vergleich: „Als Bundeskanzler Helmut Kohl neulich Gaza besuchte, hatte er Leibwächterschutz von PLO-Soldaten, die von der deutschen Justiz jahrelang wegen Terrorhandlungen, unter anderem dem Olympia-Anschlag in München 1972, öffentlich zur Fahndung ausgeschrieben worden waren. Wenn das möglich ist, sollte es für die Deutschen doch eigentlich möglich sein, Frieden mit Souhaila Andrawes zu schließen.“ Reinhard Wolff

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen