piwik no script img

Beinahe 200.000 Berliner sind arbeitslos

■ Arbeitslosigkeit weiter gestiegen/ In West-Berlin sind zehn, in Ost-Berlin vierzehn Prozent der Menschen arbeitslos/ Für Ostdeutschland werden 1,35 Millionen Arbeitslose erwartet/ Entlassungen zum Jahresende noch nicht enthalten

Berlin. Die Arbeitslosigkeit in Berlin-Brandenburg ist im Dezember nur leicht gestiegen. Ende Dezember waren in ganz Berlin knapp 198.000 Männer und Frauen ohne Beschäftigung, fast 5.000 mehr als im Vormonat. Das geht aus der neuesten Statistik des Landesarbeitsamtes Berlin- Brandenburg hervor.

Im Westteil der Stadt erhöhte sich die Zahl der Arbeitslosen um 3.825 oder vier Prozent auf 98.934. Die Arbeitslosenquote stieg auf zehn Prozent. Dabei wirken sich weiterhin Einstellungen von Arbeitssuchenden aus dem Ostteil Berlins und dem Umland aus: Rund 100.000 Pendler dürften inzwischen in West- Berlin Beschäftigung gefunden haben, so das Landesarbeitsamt. Sie hätten vor allem Arbeitsplätze, die nach dem Fall der Mauer zusätzlich geschaffen worden seien.

In Ost-Berlin erhöhte sich die Zahl der Arbeitslosen auf 98.970. Die Arbeitslosenquote stieg von 13,7 auf 13,9 Prozent. Die meisten im Dezember Entlassenen kamen aus dem Dienstleistungssektor einschließlich Handel (57,7 Prozent), gefolgt vom verarbeitenden Gewerbe (22,1) und dem Baugewerbe (10,3).

Die Kurzarbeit veringerte sich weiter. Mitte Dezember waren in Ost-Berlin 42.409 Kurzarbeiter registriert, 1.831 oder 4,1 Prozent weniger als im Vormonat. Die mit dem Auslaufen der speziellen Kurzarbeiterregelung für Ostdeutschland erfolgten Entlassungen zum Jahresende sind in dieser Statistik noch nicht erfaßt. Die meisten Kurzarbeiter gab es mit mehr als 17.000 im Dienstleistungsbereich, gefolgt von über 11.000 in der Elektrotechnik. Fast zwei Drittel aller Kurzarbeiter arbeiteten weniger als 25 Prozent der betriebsüblichen Arbeitszeit.

Auch im Dezember hat der Einsatz des arbeitsmarktpolitischen Instrumentariums erheblich zur Entlastung des Marktes beigetragen, so das Landesarbeitsamt. 19.360 Ostberliner waren am Monatsende in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) beschäftigt. Über 6.000 Männer und Frauen begannen mit Fortbildungs- oder Umschulungskursen. Insgesamt qualifizierten sich seit Jahresbeginn fast 68.500 Ostberliner weiter. Zusammen mit Kurzarbeitern und Empfängern von Altersübergangs- oder Vorruhestandsgeld profitieren derzeit etwa 153.000 Ostberliner von den arbeitsmarktpolitischen Instrumenten.

Im Land Brandenburg ist die Arbeitslosigkeit nach einem leichten Rückgang im November jetzt wieder geringfügig gestiegen. Ende Dezember waren 161.937 Männer und Frauen ohne Beschäftigung, 3.152 oder zwei Prozent mehr als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich von 11,6 auf 11,8 Prozent. Unter den fünf brandenburgischen Arbeitsamtsbezirken weist Frankfurt/Oder mit 13,6 Prozent die höchste Arbeitslosenquote auf, den niedrigsten Wert verzeichnet weiterhin die Region Cottbus mit 10,1 Prozent.

Insgesamt waren in den neuen Bundesländern Ende Dezember 1.037.700 Männer und Frauen ohne Beschäftigung, 7.000 mehr als im Vormonat. Allerdings sind die zum Jahresende erfolgten Entlassungen in der neuesten Statistik noch nicht berücksichtigt. Präsident Franke rechnet mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt um 400.000 auf 1,35 Millionen. Nach Auffassung von Experten wird es »noch bis weit in dieses Jahr hinein dauern, bis die begonnene Erholung in vielen Wirtschaftsbereichen auch zu einer Wende auf dem Arbeitsmarkt in den neuen Ländern führt«.

Die Zahl der Kurzarbeiter nahm um knapp 6.000 oder 3,4 Prozent auf fast 165.000 ab. Das Landesarbeitsamt verzeichnet einen deutlichen Rückgang der Kurzarbeiterzahlen vor allem in der chemischen Industrie und in der Land- und Forstwirtschaft sowie im Dienstleistungsbereich. In der Land- und Forstwirtschaft arbeiteten im Dezember mehr als 34.500 Beschäftigte kurz, im Dienstleistungsbereich 32.500. Ein Drittel aller Kurzarbeiter arbeitete weniger als 25 Prozent der betriebsüblichen Arbeitszeit.

Gleichzeitig nahm die ABM-Beschäftigung weiter zu. Am Monatsende waren 58.377 Brandenburger als ABM-Kräfte tätig, 4.367 oder 8,1 Prozent mehr als im November. Fast 53.500 Brandenburger bezogen am Jahresende Altersübergangsgeld, knapp 51.000 erhielten Vorruhestandsgeld. Insgesamt profitieren in Brandenburg derzeit etwa 390.000 Personen vom arbeitsmarktpolitischen Instrumentarium. dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen