piwik no script img

Beim Mannschaftsarzt

1979: „Der Körper gehört in den Dienst des Arbeitgebers gestellt, jedenfalls nach der Meinung von Verbandsfunktionären“, erregt sich die taz, als der Transfer von Uli Hoeneß zum Hamburger SV scheitert, weil sich der Fußballer von Bayern München weigert, eine Kniespiegelung vornehmen zu lassen. Und auch „das Liebesleben vor einem Wettkampf ist nach Meinung der Verbandsoberen für die Leistung abträglich. Um auch keinerlei Risiko einzugehen, wird eine Kasernierung in Trainingslagern und Hotels vorgenommen. [...] Die Äußerungen von Ex-Fußball-Nationalspieler Paul Breitner über die Duckmäusigkeit seiner Kameraden und eine Einschätzung von Trainern und Offiziellen als Pfeifen hatten verschiedene Fouls seiner Kameraden auf dem Spielfeld zur Folge.“

1996: Alain Sutter, Schweizer Nationalkicker und langhaariger Teenieschwarm, spielt beim SC Freiburg, dem linksökologischen Vorzeigeklub der Fußball-Bundesliga, eine großartige Saison. Bei den Münchner Bayern wurde er zwar zum „schönsten Bundesligaspieler“ gewählt, aber war dann rausgeflogen, nachdem er sich weniger Gewicht angefressen hatte, als Manager Uli Hoeneß forderte. Außerdem hatte sich Sutter geweigert, sich vom Teamarzt der Bayern behandeln zu lassen, und statt dessen Wunderheiler und Kräuterärzte aufgesucht.

2013: Nach einer knapp gewonnenen Kampfabstimmung gegen Franz Beckenbauer (67) wird Paul Breitner (61) neuer DFB-Präsident. Als erste Amtshandlungen erteilt Breitner seinem alten Intimfeind Uli Hoeneß ein lebenslanges Sprechverbot, verfügt weiterhin, daß im Jugendbereich mindestens zwei wöchentliche Trainingseinheiten durch das Studium der Mao-Bibel ersetzt werden, und ordnet an, daß Kreuzbandrisse künftig nur noch mit Akupunktur behandelt werden dürfen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen