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„Bei der CDU im Magistrat hätt‘ ich Angst“

■ taz-Umfrage zwischen Bahnhof Friedrichstraße und Schönhauser Allee / Nur wenige OstberlinerInnen für eine große Koalition

Mitte/Prenzlauer Berg. Zwar ging die SPD bei den Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung von Ost-Berlin als Sieger hervor, doch zum Regieren fehlen ihr noch wichtige Prozente. So muß sie wohl oder übel nach Koalitionspartnern Ausschau halten. Während die SPD bereits vor der Wahl eine Zusammenarbeit mit der PDS ausdrücklich ausgeschlossen hatte, hielt sich der designierte Oberbürgermeister der DDR -Hauptstadt, Tino Schwierzina, noch am Wahlabend alle anderen Möglichkeiten offen. Inzwischen dreht sich das Koalitionskarussell, und man darf gespannt sein, wer letztlich darauf Platz nehmen darf. Die taz befragte gestern mittag zwischen dem Bahnhof Friedrichstraße und der Schönhauser Allee Ostberliner Bürger nach ihrer Wunschkoalition.

Seinen Namen wollte er nicht nennen, der adrette Herr, der sich an Konnopkes Imbißstand am U-Bahnhof Dimitroffstraße eine Bockwurst schmecken ließ - seine Meinung hingegen verheimlichte er uns nicht: „Wieso gibt es da nur die Alternative zwischen der CDU und dem Bündnis? Schließlich vertritt auch die PDS fast ein Drittel aller Wähler Berlins. Im Interesse der Bürger hier wäre eine solche Koalition sinnvoller.“

Peter Schorn, der gegenüber des Bahnhofs einen Verkaufsstand des „Möbelmarktes“ aufgebaut hat, sieht das anders: „Am liebsten wäre mir eigentlich ein reiner CDU -Magistrat gewesen - aber in der jetzigen Situation bin ich doch dafür, daß die SPD mit dem Bündnis 90 zusammengeht. Denn diese Gruppe wurde bei der Volkskammerwahl ja völlig vergessen.“

Für Marlies Böhm, Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit im Kreiskulturhaus „Prater“, ist die Sache völlig klar: „Ich als SPD-Wählerin wünsche mir unbedingt ein Zusammengehen mit dem Bündnis 90.“

Kraftfahrer Andreas Hess (31) ist ebenfalls für Rot-Grün: „Die CDU ist doch eine von den alten Parteien, die sich nun vom Westen haben sponsern lassen. Die SPD dagegen ist bei uns eine neue Partei, die sich ja erst zur Wende gegründet hatte - genauso wie das Neue Forum.“

„Angenehmer wäre mir eine Koalition mit dem Neuen Forum“, meint auch der Gastronom Ralf Müller (35), „bei der CDU hab‘ ich Angst, daß sie uns zu sehr an den Westen verkauft.“

Da ist der arbeitslose Hans-Joachim Nugk anderer Meinung: „Die CDU wäre mir lieber! Ich kenne Lothar de Maiziere persönlich, hatte ihn dreimal als Rechtsanwalt gehabt, der Mann ist gut.“

Auch Edgar Eilitz (53), Technologe, favorisiert die CDU: „Weil sie die größeren Erfahrungen in der Wirtschaft besitzt, mehr Geld hat und bessere Entscheidungen als die Grünen trifft.“

Eine alleinregierende SPD wäre für die technische Assistentin Melanie Zöllner (19) das Optimale: „Die anderen kann man doch vergessen! Neues Forum? Das ist doch alles Quatsch, das ist doch nichts Reelles!“

„Das beste wäre wohl eine Koalition mit dem Bündnis 90 und den Grünen“, ist sich dagegen die Studentin Anke Pietschmann sicher, „schon wegen der Bürgernähe.“

Völlig kalt läßt das ganze Parteiengerangel den unbekannten Straßenfeger in der Schönhauser Allee: „Is mir doch ejal, wat for ne Partei rejiert! Hauptsache, ick kann weita in den Westen, und die Mauer wird nich wieda zujemacht!“

Interviews: Olaf Kampmann

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