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Beharren auf dem Richtigen

■ betr.: „Lob des Fehlers“ (Recht schreibreform), taz vom 3. 7. 96

Nachdem die Rechtschreibreform keine wirkliche geworden ist, weil sie neben ein paar sinnvollen Erleichterungen die eine große nicht gewagt hat (Beenden der Großschreibung), erwarte ich eigentlich in Zukunft – gewiß nach anfänglichem tolerantem Hin und Her – ein erneutes Beharren auf dem Richtigen. Dann nämlich, wenn die Übergangszeit vorbei ist, wird die große Stunde der Seeelefanten, Kabinetttänzer und selbstständigen SchreibANGSTmacher erst recht schlagen, denn sie werden mit dem Hinweis darauf, daß doch alles viel leichter geworden, auf allen noch verbliebenen Fehlern herumreiten. Sie brauchen das Fehlerhafte nicht, um daraus zu lernen, sondern um es anderen vorhalten zu können. Wahrscheinlich haben sie sich deshalb auch an der „Reform“ beteiligt, um unter den (sagen wir) 60 Millionen Bundesdeutschen, die endlich im großen und ganzen fehlerlos geblieben waren, wieder neue Fehlermacher züchten zu können. Das glaubt doch niemand, daß von uns alten Schreibhasen jemand an einen Seeelefanten herantreten wird. Und dann, aber 2005 wird es dann heißen: „Fehler gemacht, unbelehrbar ... A. Utz Walther, Sommerhausen

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