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„Beginn einer Epoche“

■ Am 27. April 1994 wählen erstmals alle Südafrikaner gemeinsam

Johannesburg – „Die Verfassung ist mit ausreichender Mehrheit angenommen. Wir haben den Rubikon überschritten.“ Mitternacht war längst vorüber. Die Delegierten der 21 Parteien, die noch an den Demokratie-Verhandlungen in Südafrika teilnahmen, rafften sich zu müdem Beifall auf. Nach 351 Jahren war die weiße Vorherrschaft in Südafrika beendet. Einen Tag vorher hatte es nur Minuten gedauert, die Gesetzesgrundlage für die sogenannten „Homelands“ abzuschaffen, in die das Apartheidregime erfolglos versucht hatte Südafrikas Bevölkerungsmehrheit einzusperren.

„Wir stehen am Beginn einer neuen Epoche“, sagte Nelson Mandela. Staatspräsident Frederik W. de Klerk sorgte für die Untertreibung der historischen Nacht: „Südafrika wird nie wieder so sein wie heute.“ Wie sehr sich die einstigen Feinde angenähert haben, machten sie zum Schluß deutlich. Da boxten ANC und Regierung ein Gesetz durch, das nachträglich der Kritik von Mangosuthu Buthelezi, dem Führer der konservativen Schwarzenbewegung Inkatha, recht gibt. Zwar dürfen am 27. April 1994 erstmals Südafrikaner aller Hautfarben an den ersten allgemeinen Wahlen in der Landesgeschichte teilnehmen. Aber sie haben nur eine Stimme für zwei Wahlgänge. Sie wird sowohl für die Wahl zur 400köpfigen Nationalversammlung wie auch für die Regionalparlamente gezählt. Die Folge: Das Ergebnis der nationalen Wahl bestimmt auch die Zusammensetzung aller neun Provinzparlamente. wgm

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