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Begegnungen in der Werkstatt

■ Drei Tänzer, drei Choreografen, drei Geschichten: „labor G.RAS“ zeigen ihre melancholischen bis präzis kühlen temporary stories auf Kampnagel

Die Hamburger Tanzformation labor G.RAS – Renate Graziadei, Arthur Stäldi und neuerdings die Schweizerin Susanne Braun – gingen für temporary stories einen unüblichen Weg: Sie engagierten mit Rebecca Hilton, David Hernandez und Richard Siegal gleich drei renommierte Choreografen zur Realisierung ihres jüngsten Projekts, das am 8. März auf Kampnagel Premiere hat. Unterschiedliche Ansätze in Körpersprache und Methodik treffen hier an einem Abend aufeinander.

Gemeinsam ist allen Beteiligten die Lust am Experiment, an einem Tanz, der ganz für sich spricht, an Bewegung, die auf die Intuition des Körpers setzt, im freien Zusammenspiel von Körper, Geist und Sinnen. Dies geht zurück auf die postmodernen Bewegungsforschungen des zeitgenössischen amerikanischen Tanzes, den die drei Choreografen in ihren spezifischen Zusammenhängen weiter entwickelt haben: der Amerikaner Siegal als Tänzer bei William Forsythe, die gebürtige Australierin Hilton als langjähriges Mitglied der New Yorker Stephen Petronio Company, der Amerikaner David Hernandez in der Zusammenarbeit mit Meg Stuart.

Vier bis sechs Wochen arbeitete labor G.RAS mit jeweils einem Choreografen. Mit Hilton entstand Quietlife, das – geprägt von feiner Melancholie – die „emotionale Architektur“ in und zwischen den Tänzern untersucht. Kühl, präzise, nuanciert behandelt Siegal in x(angels) you may not have considered das Thema Distanz. Und David Hernandez begibt sich in Quartet auf die Suche nach „Körper-Ereignissen“. Er entwickelt beim Choreografieren einen fotografischen Blick: In blitzhaften Momenten verschiebt sich der Fokus, in der Dekonstruktion verweben sich die Teile zu einer eigenen Logik.

In jeder dieser Begegnungen lag für die physisch sehr verschiedenen Tänzer eine jeweils neue Herausforderung, die sich sicher in einem spannungsvollen Zusammenspiel der drei Choreografien widerspiegeln wird. Eine Herausforderung, die auch dringend nötig war, nachdem sich labor G.RAS in den letzten Produktionen ihrer „Idyll“-Reihe tänzerisch und choreografisch etwas festgefahren hatte.

Die Werkstattaufführungen, die ab Oktober zu den einzelnen „stories“ stattfanden, zeigten jedenfalls Vielversprechendes. Ihren Arbeitsprozess transparent zu machen, ist für Graziadei und Stäldi seit der Gründung von labor G.RAS im Herbst 1994 Programm. Die Diskussion um den zeitgenössischen Tanz – und damit um die eigene künstlerische Identität – voranzutreiben, ist ihnen ein wichtiges Anliegen. In Hamburg wird man sie bald vermissen. Denn labor G.RAS wird seine Hauptwirkungsstätte bald nach Berlin verlegen.Marga Wolff

Mi, 8. März, sowie 10. bis 12. und 15. bis 18. März, 20 Uhr, k1

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