: Befreite Klangfarben
■ Unter anderem Free Jazz: Andrea Parkins zu Gast im Westwerk
„Das Akkordeon“, hieß es mal in einem amerikanischen Fanzine-Artikel, „ist eines dieser Instrumente, die immer in eng zugeschnittene, stilistische Schubladen gezwängt werden. Andrea Parkins löscht diese Erwartungen aus.“ Die New Yorkerin ist „eine Komponis-tin und Improvisateurin“, weiß ein früheres Label zu berichten, „deren Einflüsse von Conlan Nancarrow und Sun Ra bis zu westafrikanischem Trommeln und Kora-Music reichen.“ Das hat dann immer wieder auch mit Free Jazz zu tun. Mal, etwa auf Slippage, einem ihrer tollen Trio-Alben, umspielen Akkordeon und Saxophon einander wie in Albert Aylers Eröffnungspassagen, mal kollidieren gesampelte Harfen, straßenlärmartige Bandimprovisationen und aufflackerndes Gewusel, um sich in beinahe eingängigen Grooves wiederzufinden.
Parkins kann aber auch ohne Mitmusiker: Am Klavier lässt sie in etwa Cecil Taylor eine Thelonius Monk-Komposition spielen (oder Keith Jarrett eine von Schönberg?). Und das Akkordeon befreit sie weitgehend von allen Festlegungen, zeigt seine freien klanglichen Potentiale – und schmuggelt immer wieder seine üblichen Klangfarben zwischen Folklore und Fußgängerzone in die freie Improvisation ein.
Mit Akkordeon, Sampler und diversen Tastengeräten dürfte sich die derzeitige Fleetinsel-Stipendiatin Parkins jetzt im Westwerk umgeben, um unter Aufbietung etlicher Schichten und Spuren an jenem Konzertkonzept zu arbeiten, das andernorts einmal ein „klanggewordener Kampf der Elemente“ (Süddeutsche Zeitung) genannt wurde. Alexander Diehl
Freitag, 21 Uhr, Westwerk (Admiralitätsstr. 74)
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