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KommentarBeeindruckend

■ Logo wichtiger als Häftlinge?

Ein beeindruckender Auftritt. Der ehemalige Knastchef Hans-Henning Hoff geht mit sich selbst hart ins Gericht. „Ich kann nicht nachvollziehen, warum sich die Vorfälle aus meinem Bewußtsein gedrängt haben“, sagt er vor dem Untersuchungsausschuß. Und: „Das ist total schiefgegangen in meinem Kopf.“Fehler zuzugeben ist schwer, vor allem in der Öffentlichkeit. Alle Achtung.

Trotzdem kann der Auftritt von Hoff nicht darüber hinwegtäuschen, daß es in der Anstalt ein eklatantes Führungsproblem gegeben hat. Während mutmaßliche Sexualstraftäter in der Haftanstalt von Mithäftlingen verprügelt wurden und Beamte mit Schlagstöcken auf Insassen eindreschen, grübelten Anstaltsleiter Hoff und sein Stellvertreter Peter über ein Logo für die Justizvollzugsanstalt nach. Daß das sogenannte Rollkommando, jene Schicht, die Häftlinge verprügelt haben soll, kopflos war, weil der Gruppenleiter sich zurückgezogen hatte, entging den Herren Anstaltsleitern. Auch die Tatsache, daß die schlechte Stimmung unter den Beamten im Haus eskalierte, ging an ihnen vorbei. Später waren sie völlig verwundert, wie es zu den Übergriffen kommen konnte. Doch während Hoff seine Fehler einräumt und Konsequenzen gezogen hat, ist Peter noch immer stellvertretender Anstaltschef. Ob er noch immer versucht, in „konfliktorientierten Gesprächen“und „Abwägungsprozessen“Lösungsansätze für sein Anstaltslogo zu finden? Kerstin Schneider

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