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Bayou-Blues auf der Slide-Gitarre

■ Der Gitarrist Sonny Landreth spielte im Moments ein wunderbares Solo-Konzert

Inzwischen ist es schon nichts Besonderes mehr: Die Ansage „einziger Auftritt in Deutschland“ hört man regelmäßig bei den Konzerten, die Radio Bremen 2 (noch) zusammen mit der Veranstaltungsreihe „Sparkasse in concert“ organisiert. Da gibt es außergewöhnlich gute Kontakte von Bremen zur nordamerikanischen Blues-, Rock- und Folkszene – alte Bekanntschaften –, und wohl auch viele gute Erinnerungen der Musiker an Auftritte im Moments oder der Schauburg, durch die ihre Gagenforderungen vergleichsweise bescheiden bleiben dürften. Der Slide-Gitarrist Sonny Landreth war etwa vor 14 Jahren mit der damals brandheißen Band von John Hiatt in Bremen zu Gast, und offensichtlich dachten sowohl der Musiker wie auch große Teile des treuen Publikums noch daran. So war es wohl mehr als nur eine Phrase, wenn der Gitarrist die Bremer von Hiatt herzlich grüßen ließ.

Nun würden sich wohl die meisten Konzertveranstalter kaum trauen, Sonny Landreth für einen Soloauftritt zu buchen, denn was wird da auf den ersten Blick schon geboten? Ein eher schlicht gekleideter und wirkender Musiker alleine mit seiner Gitarre auf der Bühne – singen kann er gerade mal so, dass es für ein paar Bluessongs ausreicht, und seine Bühnenpräsenz ist auch nicht so, dass ihm gleich alle Herzen zufliegen. Hier ging es um nichts anderes als um die Gitarre, und da braucht es schon ein ganz bestimmtes (eher männliches, biertrinkendes und angegrautes) Publikum, um die Qualitäten solch eines Auftritts zu schätzen.

Denn es war ein wunderbares Konzert, gerade weil Sonny Landreth sich auf der Bühne kaum großartig anzustrengen schien, gerade weil er hier so familiär und selbstverständlich ein paar von seinen Liedern zum Besten gab. Es waren einige ältere Songs und viele von seiner neuen CD, auf der er sich sehr auf die Stimmungen seiner Heimat Louisiana einlässt.

Da ist es warm, das Essen ist würzig, der Blues klagt nicht, sondern zuckt im Zydeco-Rhythmus. Und all das spürt man im Gitarrenspiel von Sonny Landreth. Seine Slide-Gitarre singt mehr als die seiner Kollegen aus dem Norden, man spürte auch immer einen spielerischen Übermut, mit dem er bei jedem Stück musikalische Haken schlug, überraschende Pointen setzte und sich nie zu wiederholen schien.

Eine gute Stunde lang hielt er das Publikum gefangen. Sonny Landreth ist nicht umsonst der Stammgitarrist von John Hiatt – der eine singt besser, der andere spielt besser Gitarre! Statt seine Songs witzig anzusagen, erklärte er dem geneigten und fachlich kompetenten Publikum lieber die Hightech-Funktionen seiner Gitarre. Denn seltsamerweise spielte er das ganze Konzert auf einem einzigen Instrument, das er zudem nie stimmen musste. Nun hat gerade bei den Slidegitarristen fast jeder Song eine andere Stimmung. Deswegen treten sie mit mehreren Instrumenten und einem ständig umstimmenden Techniker auf.

Die neueste Entwicklung ist ein elektronischer Stimm-Mechanismus, den Sonny Landreth stolz dem Publikum vorführte. Alles an diesem Auftritt wirkte so bodenständig, zeitlos, low tech – und dabei waren die ganze Zeit die Mikroprozessoren in Sonny Landreths ganz klassisch aussehender Gitarre in Betrieb. Das war eine Überraschung bei diesem unangestrengten, sehr schönen Abend.

Wilfried Hippen

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