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Bayerns AIDS–Berater Koch will HIV–Infizierte internieren

München (ap) - Der oberste bayerische AIDS–Berater, der schwedische Arzt Michael Koch, hat eine Internierung HIV–infizierter Prostituierter und Drogenabhängiger verlangt. Gleichzeitig sprach er sich für die systematische Überprüfung von Schwangeren auf den Virus aus, nannte jedoch Reihenuntersuchungen der gesamten Bevölkerung ungeeignet. Der unter Fachleuten umstrittene Koch ist erst seit dem 1. Januar von der bayerischen Regierung als Aufklärungsberater der Gesundheitsämter im Freistaat engagiert worden. In einem Interview in Quick vertrat Koch die Ansicht, vor allem heroinabhängige Fixer und Fixerinnen, die sich das Geld für Drogen meist mit Prostitution beschafften und sich nicht um mögliche Konsequenzen scherten, müßten interniert werden. Die Verantwortung für die praktische Durchsetzung dieser Forderung wies er jedoch von sich. „Es ist nicht meine Aufgabe, darüber nachzudenken, wie man diese Probleme in der Praxis löst. Ich bin weder Polizist noch Chef eines Gesundheitsamtes. Der eine wird das Problem in Form von geschlossenen Infektions–Kliniken lösen, ein anderer als gefängnisartigen Aufenthalt. Welche Form letztendlich gewählt wird, weiß ich nicht.“ Heftige Kritik lösten die Äußerungen Kochs bei der SPD aus. Die stellvertretende Vorsitzende der SPD–Bundestagsfraktion, Hertha Däubler–Gmelin, sagte in der Hamburger Morgenpost: „Herr Koch mischt 80 Prozent unverantwortlicher und unglaublicher Behauptungen mit 20 Prozent vernünftiger Ansichten zusammen. Diese Mischung ist die explosivste und unverantwortlichste, die man sich vorstellen kann.

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