: Bayerische „Problemmüll“–Lösung
■ Stoiber will radioaktives Molkepulver auf Bundeswehrgelände verschuben
München (taz) - Immer noch werden über 5.000 Tonnen radioaktiv verseuchtes Molkepulver in Güterwaggons auf dem Bahnhof im oberbayerischen Rosenheim „zwischengelagert“. Das „Tschernobylerbe“ beschäftigt nun auch die bayerische Staatskanzlei. Nachdem Umweltminister Dick mit seiner „zündenden Idee“, das verstrahlte Molkepulver in der Rosenheimer Müllverbrennungsanlage einfach in die Luft zu jagen, am Widerstand der Stadt scheiterte, hat sich nun Staatskanzleichef Stoiber eingeschaltet. In einem Schreiben an das Verteidigungsministerium verlangte er, der „Unruheherd“ solle auf Bundeswehrgelände verschubt werden. Stoiber hoffte damit, Proteste von Städten und Kommunen zu umgehen. Doch von der Hardthöhe hieß es, man sei nicht bereit, durch die Aufnahme des Molkepulvers einen „Präzedenzfall“ zu schaffen und außerdem wären für die Lagerung solchen „Problemmülls“ Genehmigungen der jeweiligen Kommune erforderlich. In der bayerischen Staatskanzlei war man über diese Antwort wenig erfreut und schickte gleich noch ein zweites Schreiben nach Bonn. Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD–Bundestagsfraktion Erwin Horn bezeichnete Stoibers Ansinnen als „abenteuerlich“. Die Bundeswehr sei weder die „Risikomülldeponie der Nation“ noch die „bayerische Nationalgarde“. „Wer verstrahlte Nahrungsmittel dem Zugriff der Umweltbehörden entziehen will, muß mit dem Strafgesetzbuch konfrontiert werden“, so Horn. Stoiber solle sich mit seinem „Problemmüll“ an den zuständigen Bundesumweltminister wenden. lui
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen