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Bayer AG schwingt sich von Rekord zu Rekord

■ Kritische Aktionäre bestimmen Tagesordnung erstmals wesentlich mit

Köln/Berlin (dpa/taz) – Nach dem besten Ergebnis der Firmengeschichte im vergangenen Jahr sprudeln beim Leverkusener Chemie- und Pharmakonzern Bayer auch 1996 die Gewinne. Der Start ins neue Geschäftsjahr sei gut gelungen, sagte der Vorstandsvorsitzende Manfred Schneider am Donnerstag auf der Hauptversammlung in Köln. Im ersten Quartal kletterte das Ergebnis vor Steuern um 14 Prozent auf 1,2 Milliarden Mark. „Das stimmt uns zuversichtlich“, meinte Schneider. 1996 soll der Gewinn noch einmal um zehn Prozent zulegen.

Die stärksten Zuwächse in den ersten drei Monaten kamen aus Nordamerika (plus 15 Prozent). Die erfolgreichsten Sparten waren Kunststoffe und Pharma. Insgesamt kletterte der Konzernumsatz um vier Prozent auf 12,2 Milliarden Mark, was teilweise auf neue Akquisitionen zurückzuführen ist. So hat Bayer nun unter anderem erstmals das von Monsanto übernommene Kunststoffgeschäft und das von Hoechst erworbene Druckplattengeschäft in die Bilanz aufgenommen. Bis zum Jahresende peilt der Konzern einen Umsatzanstieg von sechs Prozent auf 47 Milliarden Mark an. Zum 3.6. wird der Nennwert der Bayer-Aktie von 50 auf 5 Mark umgestellt.

Auf der Hauptversammlung lobten die einen Aktionärsvertreter den Vorstand für die glänzenden Ergebnisse des vergangenen Jahres und die Anhebung der Dividende um 2 Mark auf die Rekordhöhe von 15 Mark je Aktie. Aber andere Aktionärsvertreter waren weniger zufrieden mit dem Vorstand. Die in der Coordination gegen Bayer-Gefahren organisierten kritischen Aktionäre forderten, den Vorstand wegen des Skandals mit verseuchten HIV-Bluterpräparaten in Japan nicht zu entlasten. In Japan hatte der Konzern Ende März einem Vergleich zustimmen müssen, der rund eine Million Mark Entschädigung je Opfer vorsieht. Die HIV-infizierten Bluter in Deutschland hingegen seien mit Beträgen von 20.000 bis 50.000 Mark abgespeist worden. Die Deutsche Hämophiliegesellschaft verlangte, die Vergleichslösung in Japan als Maßstab für die aidsinfizierten Bluter in Deutschland zu machen.

Die Coordination gegen Bayer- Gefahren hat es in diesem Jahr geschafft, daß zum erstenmal in einer großen deutschen Aktiengesellschaft die kritischen Aktionäre ökologisch orientierte Tagesordnungspunkte aufstellen konnten. Sie bestritten sogar 11 der 19 Tagesordnungspunkte. Dazu gehörte die Forderung, einen Fonds einzurichten für Menschen, die durch Bayer-Produkte geschädigt wurden, der Verzicht auf Gentechnik und Tierversuche und die Übernahme der Verantwortung für die Verbrechen der IG-Farben im Dritten Reich. Das Recht dazu erwarben die Kritiker, weil ein Großaktionär die Stimmrechte für 25.000 Aktien auf die Coordination übertragen hatte. lieb

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