: Baustellen-Touristen in der Hauptstadt
Wie ein Magnet wirken die rund 2.000 Baustellen in Berlin. Immer mehr Touristen kommen nur noch ihretwegen – und gucken, wie hauptstädtischer Boden aufgewühlt und zubetoniert wird. Allein im letzten Jahr besuchten weit über eine Million Menschen aus aller Welt Berlins Baugruben. Spezielle Rundgänge und Busfahrten durch die „Stadt der 1.200 Kräne“ gelten bei den Veranstaltern inzwischen als zugkräftiger als Stippvisiten zu Brandenburger Tor und Reichstag.
Der Potsdamer Platz, die größte innerstädtische Baustelle Europas, fehlt in keinem Besuchsprogramm. Allein seit Mitte Oktober schoben sich 200.000 Menschen durch eine dreistöckige rote Info-Box, die am Rande der Baugrube steht. Mit Werbeclips, Holzmodellen und Videoanimationen stellen Investoren, Senat, Deutsche Bahn und Telekom den künftigen Potsdamer Platz vor, auf dem man dann am Computer schon mal virtuell spazierengehen kann.
Das Gästebuch hält die zwiespältigen Eindrücke fest: Viele finden es „Klasse, daß Berlin den Mut zu Neuem hat“, anderen macht schon die Vorstellung angst: „Hoffentlich haben die Bauherren auch daran gedacht, daß der Potsdamer Platz wieder lebendig werden muß.“
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