: Bausenatorin entrümpelt
■ Von 130 auf drei: Vorschriften weg / Maximal drei Monate bis zur Entscheidung
Bremens Bausenatorin Eva-Maria Lemke-Schulte (SPD) will „noch 1994 völlig entrümpelte Bauvorschriften präsentieren“. So soll nach den Plänen der Baubehörde beispielsweise ein Dachgeschoßausbau bei einem Wohnhaus, „das eine Höhe von sieben Metern nicht überschreitet“, eine Baugenehmigung ganz entfallen.
Das gleiche soll für das Errichten von Wintergärten, Einzel- und Doppelgaragen sowie für Stellplätze für Autos gelten. Wo bis heute 130 Vorschriften geprüft werden, sollen in Zukunft noch drei überbleiben.
„Der ungeheure Wust an Din- Normen und ungezählten Einzelheiten wird ab jetzt der Garaus gemacht“, versprach der Rechtsvertreter der Baubehörde, Peter Noltenius. Mit den neuen Vorschriften soll dem Bauamt nicht nur der „tägliche Arbeitsaufwand erspart werden“, sondern auch mehr Verantwortung auf Architekten und Maurer übertragen werden. Wird ein Bauantrag innerhalb der vorgeschriebenen Frist von drei Monaten (“Präklusivfrist“) nicht bearbeitet, gilt er künftig als genehmigt.
Die Bundesländer Bayern, Sachsen und Hamburg haben seit geraumer Zeit Erfahrungen mit solchen „Entrümpelungen“ gesammelt. Im Flächenstaat Bayern komme es zunehmend zu Zivilklagen unter den jeweiligen vom Bau beeinflußten Parteien, meint die Baubehörde. Abgelehnte Antragsteller oder „in die Enge getriebene Anwohner“ stürmen die Gerichte. In Bremen sieht man solche Probleme nicht auf sich zukommen. Zahlreiche Bürgervertretungen und Beiratsfraktionen streben seit Jahren eine Reform im Baurecht an.
Tatsächlich befaßt sich die Baudeputation seit zwei Jahren fraktionsübergreifend mit dem Thema, angeführt von der CDU.Schon im November 1992 brachte die Oppositions einen entsprechenden Antrag in die Bürgerschaft ein, der zur Zeit im Bauausschuß lagert. Für den Bürgerchaftsabgeordneten Dieter Focke ist die Ankündigung der Bausenatorin eine „Flucht nach vorne antritt“. Nina Jeglinski
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen