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Basketball chancenlos gegen Sonnenschein

■ Wenige Zuschauer beim „Ladies-First“-Supercup in der Stadthalle sahen starke Deutsche, bluffende EM-Konkurrenz und am Ende doch noch schwer kämpfende Amis. Nach zwei Siegen und pannenfreier Organisation bleibt die Frage: „Sind wir wirklich so gut“?

Pannenfreie Organisation, amerikanische Überfliegerinnen und ein starkes deutsches Team, das nach Siegen gegen Italien und Litauen Platz zwei hinter den Amis belegte: Der „Ladies First Supercup“der Basketball-Frauen in der Bremer Stadthalle hätte eine perfekte Sache sein können. Wenn doch nur mehr Sportsfreunde sich den sonnigen Sonntagnachmittag unter Scheinwerferlicht um die Ohren geschlagen hätten. So mußten die „Defense, Defense“-Rufe vom Band eingespielt werden.

Im Lager des Deutschen Basketball-Bundes herrschte nach dem souveränen Auftreten eine Woche vor Beginn der Europameisterschaft in Ungarn Irritation. „Sind wir wirklich so gut“, lautet die Frage nach dem 92:72 gegen den EM-Fünften Litauen und dem Auftaktsieg gegen Vizeeuropameister Italien (65:50). Gegen die USA gab es für die Frauen um Center Marlies Askamp eine ehrenhafte 56:69-Niederlage.

Daß die Italienerinnen aber mehr können, zeigte sich gestern, als sie die Favoritinnen aus den USA in arge Bedrängnis brachten. Erst 15 Sekunden vor Schluß sorgte die überragende Aufbauspielerin Teresa Edwards für die Entscheidung.

„Alle haben gepokert, nur die trotteligen Deutschen legen die Karten auf den Tisch“, fand eine Expertin. Denn wie schon die Italienerinnen hatten auch die Frauen aus dem Baltikum munter gewechselt und experimentiert. Als dann in der zweiten Hälfte die erste Garde auf dem Parkett stand, wurde das Spiel enger. Das von den Jungsters Andrea Hohl (21, Osnabrücker SC) und Andrea Harder (20, BTV Wuppertal) dirigierte deutsche Team hielt aber den Vorsprung sicher.

Bundestrainer Bernd Motte wollte von Bluff-Gedanken nichts wissen: „Wir sind in Europa ein Nobody. Als Nichts kann man schlecht pokern“, verteidigte der Coach die Strategie, von seinen Spielerinnen Härte und Aggressivität zu verlangen. „Wir haben hier Selbstvertrauen getankt. Aber bei der EM kann alles ganz anders sein.“„Das wird alles super-knapp“, glaubt Heike Roth, mit 25 Punkten gegen Litauen eifrigste Punktesammlerin.

Wahrscheinlich werden die deutschen Reckinnen in Ungarn nicht mehr in jenen gelben engen Bodies antreten, mit denen sie gegen die USA für Aufsehen gesorgt hatten. Die schwarze Version, fand die 1,91 Meter große Heike Roth, sei „O.K.“. Die gelben seien allerdings „ein bißchen heftig“. Darin fühlten sich die Spielerinnen „nicht ganz so wohl“. Trainer Motte: „Wenn das auf den sportlichen Erfolg geht, dann lassen wir das“.

Insgesamt bewerten die Organisatoren die Bremer Premiere als Erfolg, obwohl statt der erhofften 6.000 Zuschauer nur gut die Hälfte in die Stadthalle gekommen waren. „Wir werden wohl die eine oder andere Mark zuschießen“, sagte Jens Eckhoff, Mit-Veranstalter von der Hanseatischen Sportmarketing GmbH (HSM). Aber man müsse ein solches Turnier erstmal etablieren und sich bei den Sportverbänden als leistungsfähiger Partner ins Gespräch bringen. Ohne das Turnier vom Wochenende, das nur im Rahmen der Frauensport-Serie „Ladies-First“(mit Volleyball-, Basketball- und Handball-Turnieren) möglich gewesen sei, wäre die Weltmeisterschafts-Zwischenrunde 1998 nicht nach Bremen gegangen. Und ohne diese Erfahrung hätte der europäische Tischtennis-Verband seine Titelkämpfe 2000 nicht an die Weser vergeben.

Joachim Fahrun

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