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Barschels little helpers

Lübeck (ap) - Uwe Barschel hat sich seit 1986 bei verschiedenen Ärzten hohe Mengen eines angstlösenden Medikaments verschreiben lassen. Der Sprecher der Lübecker Staatsanwaltschaft sprach am Dienstag von einem möglichen Medikamentenmißbrauchs. Das Mittel „Tavor“, das sich Barschel durch die Mehrfachverschreibungen beschafft habe, habe die fünffache Wirksamkeit von Valium. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, daß Barschel die ihm verschriebenen Mengen „Tavor“ auch tatsächlich eingenommen hat. Auf Grundlage dieser Annahme lasse sich eine tägliche Menge von 4,2 bis 4,5 Milligramm des Medikaments errechnen und damit weit mehr als die schon hohe Menge von 2,5 Milligramm, die Barschel von einem Arzt verschrieben worden sei. Nach einem von der Staatsanwaltschaft in Auftrag gegebenen wissenschaftlichen Gutachten, das als Voraussetzung eine tägliche Dosis von 4,5 Milligramm Tavor annimmt, kann durch den Medikamentenmißbrauch die „Steuerungsfähigkeit und insgesamt die geistige Leistungsfähigkeit“ beeinträchtigt gewesen sein: „Bei gezielter mißbräuchlicher Einnahme kann der angstlösende Effekt dazu benutzt werden, sich über Bedenken hinsichtlich vermuteter oder antizipierter Folgen rechtswidriger oder moralisch bedenklicher Handlungen hinwegzusetzen.“

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