unverbremt : Barmherziger Busfahrer
Es gibt ihn also doch, den Busfahrer mit der subversiv-menschelnden Ader. Wie er’s bemerkt hat, dass die junge Dame neben der Tür keinen gültigen Fahrschein bei sich trug, wird sein Geheimnis bleiben. Aber dass er’s bemerkt hat, haben die Passagiere mitbekommen.
Als sich nämlich beim nächsten Halt eine unauffällig gleichförmig nassgeregnete Dreiergruppe anschickt, auf die Eingänge verteilt den Bus zu erklimmen, gibt er dem Mädel ein eindeutiges Signal: Komm mal lieber nach vorn, zahlen, heißt das. Sie schaut raus, sieht, wie sich die drei Kontrolleure mit kurzem Blickkontakt auf ihre bevorstehende Aufgabe verständigen, zückt das Portemonnaie und hastet zum Fahrersitz. Kurzer Disput: „Aber Sie waren doch schon länger drin“, sagt der vorn Zugestiegene. „Was’n, was’n“, raunzt der Chauffeur. „Die ist doch wirklich gerade dazu gekommen“, händigt den Fahrschein aus, und fährt so ruckelig, dass die Prüfkräfte sich ganz dolle festhalten müssen.
Beim nächsten Halt steigen sie aus, Erfolgs-Quote: Null. „Keinen erwischt?“, fragt der Fahrer etwas scheinheilig. Die Kontrolleure schütteln den Kopf. „Ihr seht aber auch ein bisschen verkrampft aus, wenn ich mir den Hinweis erlauben darf.“ Schnell die Türe zuzischen lassen, die Replik mag er nicht hören. Türe wieder auf: „Für mich ein klarer Fall von ungeschickt gewählter Dienstkleidung.“ Türe wieder zu. Abfahrt. bes