: Banken trotzten den Warnsignalen
■ Die in Finanznot geratenen Länder Südostasiens erhielten bis Mitte 1997 noch großzügige Kredite, besonders von deutschen Banken
Basel (AP) – Trotz wachsender Spannungen in Südostasien haben die Banken der Industrieländer im ersten Halbjahr 1997 noch fröhlich umfangreiche Kredite vergeben. Eine führende Rolle nahmen dabei deutsche Geldinstitute ein, wie aus dem heute veröffentlichten Bericht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel hervorgeht.
In Südkorea hatten die deutschen Banken Mitte 1997 offene Forderungen von gut zehn Milliarden Dollar, in Thailand waren es knapp acht Milliarden Dollar. Damit sind deutsche Institute mit Anteilen von zehn beziehungsweise elf Prozent nach Japan der zweitwichtigste Geldgeber für diese beiden Länder, die in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres nach einer drastischen Währungsabwertung an den Rand des Staatsbankrotts geraten sind.
Nach Angaben der BIZ, der Bank der Zentralbanken, erhielten asiatische Entwicklungsländer im ersten Halbjahr 1997 von den Banken neue Mittel im Umfang von 32 Milliarden Dollar. Dies entsprach dem hohen Volumen der Kreditvergabe 1996. In Südkorea hatten die Banken der Industrieländer Mitte letzten Jahres Kredite in Höhe von 103,4 Milliarden Dollar ausstehend.
Zusammen mit der Kreditvergabe an Lateinamerika, Afrika, Osteuropa und ein paar Industrieländer, die nicht zum BIZ-Berichtsgebiet gerechnet werden, liehen die Banken im ersten Halbjahr 1997 eine Rekordsumme von 93,3 Milliarden Dollar aus.
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