Kommentar: Banken spinnen nie
■ Vulkan-Gutachten liegt im Panzerschrank
Die Banken spielen mit 23.000 Arbeitsplätzen, sagt die DAG, ihr Verhalten ist „unerträglich“, sagt der Bremer Senat, sie spinnen, sagt der Volksmund. Daß die Nerven blank liegen, ist verständlich. Daß die Erhaltung der Arbeitsplätze nicht das vordringliche Interesse von Banken ist, versteht sich von selbst. Sie achten darauf, daß die finanzielle Basis des Unternehmens stimmt, im Interesse der Geldanleger.
Klar ist: Die Banken wollen derzeit keinerlei weiteres Risiko eingehen. Auch für die mittelfristige Sicherung der Arbeitsplätze ist die Frage entscheidend: Handeln die Banken aus gutem Grund so oder aus Dummheit? Sie konnten sich, weil sie auf beiden Seiten des Verhandlungstisches saßen, gut absichern, aber ein Konkurs wäre auch für sie mit großen Verlusten verbunden. Dumm wäre höchstens, ihnen leichtfertiges Spiel damit zu unterstellen.
Vor acht Wochen haben die Banken ein Wirtschaftsprüfgutachten über den Vulkan-Verbund in Auftrag gegeben, das die Finanzlage des Konzerns durchleuchtet. Das Papier ist fertig, es liegt im Panzerschrank – die Aufsichtsratsmitglieder kennen es nicht, der Senat kennt es nicht, er ahnt nur, was darinsteht. Die Banken kennen die vernichtende Expertise um so besser. Sie handeln, so wie sie handeln, aus ihrem Wissensvorsprung heraus. Klaus Wolschner
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