: Bambushain am Rain
■ Mit viel Power kämpft eine Initiative für einen lebendigen Spielplatz im Schanzenviertel Von Iris Schneider
Ein Bambushain am Ufer eines kleinen Flußlaufes, Findlinge im Sand vor einem Spielhaus mit Grasdach – so stellen sich die Mitglieder der Elterninitiative Baschu den neugestalteten Spielplatz zwischen Bartelsstraße und Schulterblatt vor. Noch strahlt das Gelände öde Hinterhofatmosphäre aus. Aber wenn keine unerwarteten Hindernisse mehr auftauchen, werden Kinder und Jugendliche des Schanzenviertels hier schon bald einen lebendig gestalteten Platz zum Spielen und Toben finden.
Den verschiedenen Gruppen der Kids sind unterschiedliche Bereiche zugedacht: Für die Vorschulkinder soll ein einfaches Haus entstehen mit einer Sandfläche vor der Tür und an dem Wasserlauf, der den Verlauf der Pepermölenbek andeutet, eine Matschecke. In diesem Haus will das Frauenprojekt Alchemilla eine Betreuung der Kinder organisieren. „Entstanden ist das aus eigener Betroffenheit“, erklärt Karen Hosse von Alchemilla: „Immer wieder haben Frauen mit Kindern ihre Ausbildung bei uns abgebrochen, weil sie nicht wußten, wo die Kinder derweil bleiben sollten.“
Die Mädchen vom benachbarten Mädchentreff haben sich eine Lehmhütte gewünscht, um ungestört reden zu können. Für Jungs der entsprechenden Altersgruppe ist ein Sitzzaun als Kommunikationspunkt geplant. Für beide Geschlechter soll es einen Streetballplatz und Tischtennisplatten geben. Kinder bis zehn könnten sich an einer Seilbahn austoben, in einem Holzkahn herumklettern oder das Leben im Biotop beobachten. Selbst an die Bedürfnisse der Erwachsenen hat die Anwohnerinitiative gedacht und einen Grillplatz vorgesehen.
Leider kosten diese Planungen, die etwas ausgefeilter sind, als es die sonst übliche Spielplatzgestaltung vorsieht, einiges an Geld. Zwar haben Umweltbehörde, Stadtentwicklungsbehörde und Gartenbauamt insgesamt rund 300.000 Mark zugesagt, aber nach der ersten Kalkulation der Sachbearbeiterin im Gartenbauamt klaffte plötzlich eine Finanzierungslücke von 80.000 Mark. „Nach der Arbeit, die wir in die Planung gesteckt haben, war das ein Schock. Da wäre von unseren Vorstellungen kaum noch etwas übriggeblieben“, berichtet Petra Musiol von der Initiative.
Die engagierten Mütter und Väter gaben trotzdem nicht auf. In einem ersten Schritt strichen sie aus ihren Plänen, was verzichtbar schien: Statt neuer Sitzgelegenheiten werden erstmal die vorhandenen Bänke weiter benutzt. Auch die Wippe und eine Eingangsskulptur aus Weiden wurden fürs erste eingespart. „Wenn wir noch mehr gestrichen hätten, wäre das an die Substanz gegangen“, stellt Baschu in einer Erklärung fest.
Aber immer noch fehlen rund 40.000 Mark. Die wollen die Eltern jetzt durch Sponsoren aufbringen. Die Bankfilialen des Viertels haben sie schon angesprochen. Und die haben sogar Interesse signalisiert. Als nächstes sind die Ladenbesitzer auf der Schanze dran. „Wir nehmen auch Sachspenden“, sagt Petra Musiol, „für die Ausstattung des Kinderhauses können wir Spielzeug, Bücher und Haushhaltszubehör gebrauchen.“
Elemente wie die Weidenskulptur und den Grillplatz wollen die Eltern später bei Aktionen, die vierteljährlich stattfinden könnten, in eigener Regie fertigstellen.
Am Donnerstag, ab 19 Uhr, werden die Planungen im Stadtteilbüro der Stadtentwicklungsgesellschaft (Steg) in der Stresemannstraße 71 vorgestellt. Michael Elbl von der Steg ist stolz, daß es ihm bei diesem Projekt gelungen ist, Betroffene und Behörden zu einer konstruktiven Zusammenarbeit zu motivieren. Und auch Fritz Hamann vom Gartenbauamt des Bezirks Mitte ist optimistisch: „Wenn sich jemand so intensiv um einen Spielplatz kümmert, dann wird auch nicht soviel mutwillig zerstört“, sagt er.
Spendenkonto: Alchemilla e.V., Stichwort Baschu, Hamburger Sparkasse, Kontonummer 1205 124 454, BLZ 200 505 50.
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