: Bald mehr Gewalt gegen DDR-Kinder?
Berlin. Im Zuge des Zusammenwachsens der beiden deutschen Staaten könnten Geldsorgen in DDR-Familien zu mehr Gewalt gegen Kindern führen. Diese Ansicht äußerte der Deutsche Kinderschutzbund gestern vor Journalisten. Der stellvertretende Vorsitzende des Landesverbandes, Kupffer, wies darauf hin, daß in der DDR das Problem »Gewalt gegen Kinder« bisher offiziell nie behandelt worden sei. Ob es in der DDR mehr oder weniger Übergriffe auf Kinder gebe, sei deshalb derzeit nicht festzustellen.
Auf der Grundlage der Daten der Verurteilungen zu den Straftaten »Kindesmißhandlung und sexueller Mißbrauch« könne jedoch geschätzt werden, daß die Zahl ebenso hoch sei wie in der Bundesrepublik. In beiden Ländern gebe es darüber hinaus eine hohe Dunkelziffer. Wenn in der DDR Mißhandlungen bekannt geworden seien, seien diese als Einzelfälle eingestuft worden, bei denen die Eltern versagt hätten oder »übler Einfluß aus dem Westen« verantwortlich gewesen sei.
Die Berliner Einrichtung plant einen regelmäßigen Erfahrungsaustausch mit Organisationen. Dazu soll ab November ein »Gesamtberliner Gesprächskreis Kinderschutz und Jugendhilfe« eingerichtet werden.
Ferner verlangte der Kinderschutzbund von der Bundesregierung, der »UNO-Konvention der Rechte der Kinder« beizutreten. dpa
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