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Bald Flüchtlingsbüro in Ungarn?

■ 30.000 Flüchtlinge aus Ceausescus Rumänien befinden sich derzeit in Ungarn

Aus Belgrad Roland Hofwiler

Wie gestern aus Kreisen der ungarischen Oppositionsgruppe „Demokratisches Forum“ mitgeteilt wurde, bittet Budapest zur Bewältigung der Flüchtlingsmengen aus Rumänien das UN–Flüchtlingshochkommissariat um die Eröffnung eines Büros in der Donaumetropole. Gegenwärtig sollen sich an die 30.000 rumänische Staatsbürger illegal im Lande aufhalten. In der Mehrzahl sind sie Angehörige der ungarischen Minderheit Siebenbürgens. Doch nicht nur sie kommen aus Unzufriedenheit mit der wirtschaft lichen Situation im Reich Ceausescus oder aus Wut über die Zwangssimilierung, der sie unter dem roten Monarchen ausgesetzt sind. Zunehmend finden sich unter den Enttäuschten auch Rumänen ohne ungarische Sprachkenntnisse. Vor einigen Wochen war das „Demokratische Forum“ an die Partei mit der Bitte herangetreten, eine gesetzliche Regelung für die Flüchtlinge zu schaffen. Angeblich habe Ministerpräsident Karoly Grosz von einer „guten Idee“ gesprochen, ein Flüchtlingskommissariat einzurichten. Dies soll auch am Rande des ZK–Plenums der Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei, das zur Zeit die erste Ideologiekonferenz seit 20 Jahren vorbereitet, bestätigt worden sein. Der gleichen Quelle zufolge habe Grosz jedoch Zweifel geäußert, damit „die politischen Spannungen in Rumänien beseitigen zu können“. In der Tat wäre es das erste Mal in der Geschichte des real–existierenden Sozialismus, daß das UN–Hochkommissariat Bürgern, die aus einem sozialistischen Bruderland flüchten, Aufnahme gewähren würde und sich dafür einsetzen würde, daß diese Flüchtlinge in Drittländern Asyl bekämen.

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