: Bald Anklagen wegen Irangate?
■ Staatsanwalt sagt, er habe nun genügend Beweise und spricht im Zuge einer Zwischenbilanz von erfolgreichen Ermittlungen / Politiker hätten Ermittlungen bremsen wollen
Washington (wps) - Der von US–Präsident Ronald Reagan eingesetzte Sonderstaatsanwalt Lawrence E. Walsh steht offenbar kurz davor, in der Irangate–Contra–Affaire Anklage zu erheben. Walsh gab am Dienstag bekannt, nach seinen Ermittlungen lägen nun umfangreiche Beweise vor. Er sprach von Hinweisen, die nahelegten, daß hohe Regierungsbeamte möglicherweise das Vertrauen der Öffentlichkeit getäuscht, ihre Stellungen mißbraucht hätten und ihrerseits von früheren Regierungsbeamten in die Irre geführt worden seien. Walsh nannte in seinem Zwischenbericht, den er vier Monate nach der Aufnahme der Untersuchungen gab, keine Namen. Im Mittelpunkt der Ermittlungen stehen der ehemalige CIA–Chef William Casey, die ehemaligen Sicherheitsberater John Poindexter und Robert McFarlane sowie Oberstleutnant Oliver North. Senator Warren Rudman, der stellvertretende Vorsitzende des Untersuchungskomitees des Senats, hatte kürzlich Walsh gedrängt, seine Ermittlungen nicht weiter zu verfolgen, da es zu schwierig sei, Beweise zu erbringen und die Eröffnung eines Hauptverfahrens nur verzögern würde. Walsh, der mitteilte, daß Rudman nicht der einzige war, der mit diesem Vorschlag an ihn herantrat, wies das Ansinnen zurück. Er warnte davor, weiteren zentralen Figuren Immunität zuzusichern, um sie zu einer Aussage zu zwingen. Ein solches Vorgehen könnte eine gerechte und juristische Feststellung individueller Schuld verhindern. Das Kongreß– Komitee hatte Poindexter eine begrenzte Immunität zugesichert. Von seiner Aussage wird vor allem eine Antwort auf die Frage erwartet , was Reagan wußte. Reagan nannte seinen ehemaligen stellvertretenden Sicherheitsberater einen „ehrenwerten Mann“. Er äußerte die Vermutung, Poindexter habe ihn nicht auf dem Laufenden gehalten, um ihn zu schützen. Bereits zu Beginn des Irangate–Contra–Skandals hatte Reagan Wirbel ausgelöst, als er North als einen nationalen Helden bezeichnete.
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