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Bald Anklage gegen Schiwkow

Sofia (dpa) — Der bulgarische Generalstaatsanwalt hat die Anklage gegen den vor einem Jahr gestürzten Staats- und Parteichef Todor Schiwkow (79) fertiggestellt. In der nächsten Woche wird die 20.000 Seiten umfassende Anklageschrift dem Gericht zugeleitet, und Anfang nächsten Jahres wird sich Schiwkow wegen „gesetzwidriger persönlicher Bereicherung“ zu verantworten haben, sagte Generalstaatsanwalt Martin Gunew gestern in Sofia. „Schiwkow hat sich mehr um Spesen als um die Staatsgeschäfte gekümmert“, berichtete Gunew. Er habe 1962 ein „Ubo“ genanntes Amt geschaffen, das für das Wohlergehen der kommunistischen Führungsschicht verantwortlich war und aus dem Staatshaushalt großzügig finanziert wurde. Danach erhielten die Funktionäre allein monatlich 1.200 Lewa (1.200 DM) an „Essensgeld“, während der Durchschnittslohn nur 200 Lewa betrug. Den führenden Politikern standen möblierte Wohnungen mit Putzfrau, Gärtner und Butler für zwölf Lewa Miete zur Verfügung. In einem zweiten Verfahren soll untersucht werden, inwieweit Schiwkow und weitere enge Mitarbeiter in Partei und Regierung für die heutige katastrophale Wirtschaftslage und die elf Milliarden Dollar Auslandsschulden verantwortlich sind.

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