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Bahn wirbt für das Auto-Teilen

■ Gemeinsame Aktionswoche mit Stadt-Auto-Unternehmen auch in Bremen

„Das Auto teil' ich mir“ – unter diesem Motto veranstalten die deutschen Stadt-Auto-Unternehmen zusammen mit der Deutschen Bahn eine Aktionswoche vom 12.-18. September. Schon heute nutzen bundesweit rund 6.000 Mitglieder die 500 „Gemeinschaftsautos“ der Stadt-Auto-Unternehmen. Bremen ist dabei die Stadt mit der höchsten Versorgungsdichte. Während der Aktionswoche wird mit einer Probemitgliedschaft geworben. Und die Bahn verlost einige Bahncards.

Zwar hat die DB für die gesamte bundesweite PR-Aktion gerade mal 40.000 Mark springen lassen. Dennoch sehen die Stadt-Auto-Unternehmen darin den Beginn eines neuen Denkens. Wurden nämlich in der Vergangenheit die Car-sharing-Initiativen als Konkurrenz für den Schienenverkehr betrachtet, hat die DB nun herausgefunden, daß Stadt-Auto-Mitglieder sogar besonders eifrige BahnfahrerInnen sind. Deshalb bietet ihnen die Bahn inzwischen einen Sonderservice: Über ein spezielles Telefon können sie DB-Fahrkarten bestellen. Die liegen dann am nächsten Morgen im Briefkasten, bezahlt wird bargeldlos und ohne Aufpreis über die monatliche Abrechnung des Stadt-Autos.

„Wir beobachten die Car-Sharing-Initiativen mit großem Interesse und Wohlwollen“, sagte denn auch gestern Bahn-Sprecher Peter Goette in Bremen, „denn Car Sharer können sich frei von den Fixkosten, die ein Wagen verursacht, für das jeweils zweckmäßigste Verkehrsmittel entscheiden.“ Und das sei auf Langstrecken eben eindeutig die Bahn, erklärte auch Joachim Scharz, Geschäftsführer von Stadt-Auto Bremen.

Ein Zusammenschluß der Stadt-Auto-Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz bietet ihren Mitgliedern inzwischen auch die Möglichkeit, am Ziel ihrer Bahnreise wiederum in ein Auto des dortigen Stadt-Auto-Unternehmens umzusteigen. Die Reservierung und Abrechnung erfolgen über die heimische Monatsrechnung. Einziges Problem dabei: Der Autoschlüssel muß zunächst im Büro des Stadt-Auto-Unternehmens abgeholt oder von einem Taxi – gegen Bezahlung – zum Bahnhof gebracht werden.

Rund 80 Test-Mitglieder erhofft sich das Bremer Stadt-Auto-Unternehmen von der Aktionswoche. Und die allermeisten würden dann wohl auf Dauer dabeibleiben, schätzt Jochen Schwarz aus Erfahrung. Eine „Probemitgliedschaft“ wird nämlich bereits seit Mai angeboten. Von 60 NutzerInnen waren am Ende nur zwei wieder abgesprungen.

Wachsende Mitgliederzahlen bringt zwar auch eine dichtere Versorgung mit „Stadtautos“ – das Unternehmen rechnet mit einem Fahrzeug pro 15 Mitglieder –, gleichzeitig aber auch ein neues Problem. Für jeden Wagen muß nämlich ein eigener fester Stellplatz vorhanden sein. Das Bremer Landesstraßengesetz läßt aber Ausnahmen von der allgemeinen Nutzung aller öffentlichen Straßen und Plätze nur für Taxen, Ärzte, Behinderte und Anwohnergruppen zu. „Stadt-Auto“ verhandelt deshalb zur Zeit mit dem Bauressort über eine Änderung des Gesetzes.

Die Bereitschaft dazu ist vorhanden. Passend zur Aktionswoche haben Bausenatorin Eva-Maria Lemke-Schulte und Umweltsenator Ralf Fücks in einem Brief an alle Bremer Wohnungsbaugesellschaften um Unterstützung für „Stadt-Auto“ geworben. Durch Vergabe von Parkplätzen für Stadtautos könne „der Stellplatzdruck reduziert und hierdurch eine höhere Qualität in der Wohnumfeldgestaltung erreicht werden“, heißt es darin. Ase

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