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Bagger bauten Bilanz

■ Gewoba machte 1993 enorme Gewinne

Schaffe, schaffe, Häusle baue, wird sich die Gewoba im vergangenen Jahr gedacht haben und hat die Bagger kräftig rollen lassen. Im Bilanzjahr 1993 erwirtschaftete die Wohnungsbaugesellschaft einen Jahresüberschuß von 24 Millionen Mark, immerhin fast doppelt soviel wie im Jahr zuvor. Das freut die AnteilseignerInnen besonders: Sie können nach zwei mageren Jahren satte 6,8 Millionen Mark Dividende einsacken. Die bei kaufenden MieterInnen und der Gewoba beliebte Umwandlung von Mietwohnungen in ein eigenes Heim bescherte eine Bilanzsumme von erstmals über 2 Milliarden Mark. Die cleveren Häuserbauer haben im vergangenen Jahr knapp 490 Wohnungen verkauft, immerhin rund 150 mehr als geplant. Gut 66 Millionen gingen für Modernisierungen und Instandhaltung drauf. Und mit rund 33 Millionen Mark heizte die Gewoba die heimische Konjunktur an und baute kräftig.

Die BremerInnen sind äußerst umzugsfreudig. Fast zehn Prozent der BürgerInnen sind 1993 umgezogen, innerhalb der Gewoba waren es sogar 20 Prozent. Dies hätte zur Entspannung der Wohnungssituation in Bremen beigetragen, meint die Gewoba. Es meldeten sich auch lange nicht mehr soviele Wohnungssuchenden bei der Gesellschaft wie früher. Egal ob abgeschreckt oder bei FreundInnen untergekrochen, Wohnungen zu finden wird einfacher. Vorallem in Bremerhaven: Dort haben die abgerückten amerikanischen SoldatInnen 500 freie Wohnungen zurückgelassen.

Obwohl die Kaltmieten mit rund 6,50 Mark pro Quadratmeter in Bremen phänomenal niedrig sind, steigen die Mietnebenkosten ständig weiter. Mit rund 4,50 Mark auf einen kalten Quadratmeter sind sie fast so hoch wie die Mieten und werden immer mehr zur „Zweitmiete“. Erheblichen Anteil daran haben die hohen Müllgebüren.

Auch die anderen kommunalen Kosten für Wasser und Strom steigen beständig. Die MieterInnen können nur über Einsparleistungen ihre Kosten senken. Doch der wirtschaftliche Wille mit schönem ökologischen Nebeneffekt scheitert oft an Gemeinschaftszählern, die persönliche Einsparung kommt der Hausgemeinschaft zu Gute. Die Gewoba will daher in knapp 7.700 Wohnungen im nächsten Jahr eigenen Kaltwasserzähler anbringen. Immerhin liegen die Kosten für Wasser und Abwasser mit „rund 60 Mark im Monat so hoch wie für die Heizkosten“, weiß Geschäftsführer Teetz. Gleichzeitig sollen die äußerst giftigen Bleileitungen ausgetauscht werden. Auch das dürfte zur Freude der MieterInnen beitragen. Ob bei soviel Gutem allerdings die Umzugsfreude noch anhält?

fok

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