■ Querspalte: Back to the yeast!
Vergessen wir die ganzen Evolutionstheorien! Affen, Cro-Magnon, Neandertaler – alles Quatsch! Unsere Urmütter und Urväter waren nichts anderes als Pumpernickel, und später waren es Milchbrötchen. Die „Wiege der Menschheit“ stand – das ist bekannt, wir wissen es alle – in Afrika.
Nicht aus Lehm hat Gott den Menschen gebastelt, es war eine Göttin mit einem Hefeteigrezept! Das ist die logische Schlußfolgerung aus einer Meldung, die aufhorchen läßt: Europäische Wissenschaftler hätten das Erbgut der Hefe vollständig entschlüsselt und versprächen sich nun davon Einblicke in menschliche Krankheiten. Abwegig? Absurd? Mitnichten!
Nehmen wir zum Beispiel das Phänomen „Zugluft“: Da kollabiert der schönste Pizzateig, und Homo sapiens fängt an zu niesen. Wen wundern da noch die Sorgen, die mit dem Wort „Genetik“ verbunden sind? Die Vorstellung, mit dem Brotmesser bearbeitet zu werden – das ist wohl so eine archaische Angst der Männer –, läßt das Blut in den „private parts“ gefrieren!
Muß man Konservativismus von jetzt an mit „Zurück zur Hefe“ übersetzen? Das ist genauso absurd wie das „Steinzeit – nein danke“ der „Anti-Anti-Atom-Bewegung“ vor zwanzig Jahren.
Progressivität hat selbstverständlich auch nicht „Krebs, ja bitte“ auf ihre roten und grünen Fahnen geschrieben, weil sie etwa auch die Strahlentherapie ablehnt! Naiv ist es aber wohl zu glauben, daß Lebewesen, die zur gleichen Materie Oma und Opa sagen, wie Bier und Pizza es tun würden, den Unterschied zwischen hippokratischem Eid und Fahneneid soweit verinnerlicht haben, daß sie mit Viren im Labor Krankheiten ausrotten und nicht kreieren!
Besinnen wir uns also doch wenigstens ein bißchen auf unsere Wurzeln, husten und schniefen, wenn's zieht, und sollte der Butterkuchen wider Erwarten an Multipler Sklerose erkranken, lassen wir ihn kurzerhand zur Betaseron-Torte mutieren. Suzanne Barkawitz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen