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Babelsberg is a Sony: 80 Millionen für die Studios

■ Der japanische Konzern will in den Studios Babelsberg eine Fernsehproduktionsfirma ansiedeln. Steuergelder unterstützen dieses Ansinnen. 80 Millionen Mark für vier Kinofilme

Potsdam/Berlin (dpa/taz) – Bei ColumbiaTristar in München werden schon die Koffer vom Schrank geholt. Der Mutterkonzern, der japanische Elektronikhersteller Sony, hat gestern angekündigt, seine Filmtochter nach Babelsberg in die Nähe Berlins zu verlegen. Um den deutschen Markt für Fernseh- und Unterhaltungsproduktionen aufzurollen, gründet die Sony Pictures Entertainment (SPE) eigens die Deutsche ColumbiaTristar Filmproduction GmbH.

Sony Pictures ist damit das erste große US-Studio, das mit Film und Fernsehen eine komplette Produktionsfirma in Deutschland gründet. ColumbiaTristar in München besorgte bislang nur den Verleih der US-amerikanischen Filmproduktionen. Letzter Kassenschlager der Sony-Tochter war „Die Hochzeit meines besten Freundes“. SPE hat für die Filmproduktion einen Vertrag mit dem Land Brandenburg abgeschlossen. Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) sagte gestern zu, die Produktionen für den deutschen Markt über einen Zeitraum von sieben Jahren mit Steuermitteln zu fördern. Eine konkrete Summe nannte er nicht.

Nach einem Bericht der Berliner Zeitung haben Brandenburg, SPE und die Commerzbank 800 Millionen Mark für einen Fonds vereinbart. Vom ersten Geschäftsjahr 1997/98 an sollen bereits 140 Millionen Mark in die Babelsberger Produktionen fließen. Der Vertrag ist laut Landesregierung ein strategischer Schritt in der Gesamtplanung von SPE, weltweit Produktionen in der jeweiligen Landessprache in Schlüsselmärkten zu etablieren.

Außerdem will Sony noch in diesem Jahr vier Spielfilme in den Studios Babelsberg drehen. Dafür kommen Julia Roberts, Ed Harris, Robin Williams, Susan Sarandon und Armin Müller-Stahl in die ostdeutsche Kleinstadt. Zu Ruhm und Glanz waren die 1912 gegründeten Studios Babelsberg unter anderem mit Filmen wie „Der blaue Engel“ mit Marlene Dietrich und Fritz Langs „Metropolis“ gekommen. Zu DDR-Zeiten residierte die DEFA in Babelsberg. Nach dem finanziellen Absturz nach der Wende verkaufte die Treuhand-Anstalt die Studios an die französische Compagnie Générale des Eaux. Der Mischkonzern hält unter anderem in Frankreich eine Mehrheitsbeteiligung an dem Medienkonzern Havas, der auch im Fernsehgeschäft aktiv ist.

In Babelsberg werden seit gesamtdeutschen Zeiten kaum noch Kinofilme produziert. Maximal ein Drittel macht die Produktion von Spielfilmen in den Studios noch aus. Ansonsten werden in Babelsberg Sitcoms oder Fernsehserien gedreht.

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