piwik no script img

Kitty lebtBSE-Keulerei...

■ ... steckt im Bundestagswahlkampfstau

Hurra, wir leben noch! Standhaft trotzen die Galloway- und Scotish-Highland-Kühe „Kitty“und „Die Schöne“noch immer der zweiten BSE-Schutzverordnung. Auf Kitty kommen demnächst sogar Mutterfreuden zu. Der stolze Papa ist der Pracht-Galloway-Bulle Pedro von Öko-Bauer Johannes Schettler-Wiegel.

Auf dessen Weide grast Kitty momentan sauberes Gras ohne britisches Scrapie-Tiermehl. Schettler-Wiegel ist zudem der Überzeugung, daß Kitty durch die künftigen Mutterfreuden und vor allem den Bundestagswahlkampf beste Überlebens-Chancen hat. „Bundeslandwirtschaftsminister Borchert wird vorher bestimmt keine neue BSE-Debatte anzetteln. Das kostet ihn zuviele Wähler.“

Die Schöne gibt sich bereits seit vergangenem Mai ihrem Baby „Baby“hin. Leider will das Kalb nicht so recht gedeihen, berichtet Bauer Thomas Warnken. „Mit 14 Jahren ist Die Schöne nicht mehr die Jüngste. Das wirkt sich auch auf die Nachkommen aus.“

Beide Kühe waren bereits zum Tode verurteilt. Gegen die erste BSE-Tötungsanordnung konnten sich die Bauern aber mit einer einstweiligen Verfügung wehren. Zudem nahm sich der Bremer Tierschutzverein der Sache an. Zuerst wurden die beiden Rinder vor den Häschern des Veterinäramtes versteckt, dann standen sie im Stall des Bremer Tierheims und wurden mit Nachtwachen beschützt. Und die zweite BSE-Schutzverordnung wurde den Bauern gar nicht mehr zugestellt. Die Bremer Gesundheitsbehörde will jetzt zunächst abwarten, bis die Gerichte in letzter Instanz entschieden haben, hieß es gestern.

Einen Schatten hat der erfolgreiche Kampf ums Überleben dennoch auf Kitties Gemüt geworfen. Schon im vergangenen April hatte sie gekalbt – genau in der heißen Phase der BSE-Hysterie. Das Junge verstarb kurz nach der Geburt. Nach Meinung von Bauer Schettler-Wiegel ein Resultat des Kampfgetümmels. „Kitty ist sehr streßempfindlich. Sie ist im Stall des Tierheims sogar auf mich losgegangen.“

Jetzt steht sie wieder friedlich auf der Weide. Genauso zahm wie Die Schöne, die allerdings im Stall überwintert. Und auf den kommenden Bundestagswahlkampf harrt. Jeti

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen