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BMW-Chef unter Druck

Autokonzern weist Ablösegerüchte zurück. Verhandlungen mit Phoenix

BERLIN taz ■ Nach den Querelen um Nicht- und dann doch Verkauf der britischen Tochter Rover sowie die gescheiterten Verhandlungen mit Alchemy ist die Glaubwürdigkeit von BMW dahin. Jetzt hat der Münchner Autohersteller Probleme, Gerüchte zu entkräften, nach denen Vorstandschef Joachim Milberg kurz vor dem Abschuss steht. Unbeeindruckt von einem Dementi von Unternehmenssprecher Axel Obermüller und dem Sprecher der Eigentümerfamilie Quandt, Thomas Gauly, gingen die Spekulationen nach einem Bericht der FTD gestern munter weiter. Die Zeitung hatte geschrieben, bis Ende Juli solle Milberg selbst sich um einen neuen Vorstandsvorsitzenden von außen kümmern.

Wie BMW bestätigte, hat Milberg, der erst sei 15 Monaten im Amt ist, versprochen, nach Ablauf seines Vertrags für einen Nachfolger zu sorgen. Keine Frage von mangelndem Vertrauen, sondern der BMW-Altersgrenze von 60 Jahren geschuldet – mit 57 Jahren war Milberg damals schon fast zu alt.

Am Markt nehme man das Dementi nicht ernst, sagte Claudia Erdmann von der Hamburgischen Landesbank. Trotzdem kletterte die Aktie auf über 30 Euro und war damit der stärkste Autowert im Dax. Georg Stürzer von der HypoVereinsbank erklärte das damit, dass BMW noch im Mai über die Zukunft von Rover entscheiden wollte. Dass gestern tatsächlich die Verhandlungen mit dem Phoenix-Konsortium unter Leitung des ehemaligen Rover-Chefs John Towers begannen, werteten die Anleger offenbar als gutes Anzeichen.

Towers will Rover komplett erhalten – inklusive des Austin Mini, den BMW eigentlich behalten wollte. Dabei hat er die Rückendeckung von Premier Tony Blair höchstpersönlich. Denn der hat versprochen, sich „Tag und Nacht“ für ein Gelingen der Verhandlungen einzusetzen – obwohl Towers bereits erklärt hatte, man wolle ohne Hilfe der Regierung auskommen. Das Blairsche Interesse hat handfeste Gründe: Die Alternative, die Rover-Werke zu schließen, würde nicht nur BMW rund 9 Milliarden Mark kosten, sondern auch die Wirtschaftspolitik seiner Regierung nachhaltig schädigen. Schließlich hat die schon mehr als genug mit dem starken Pfund zu kämpfen. BEATE WILLMS

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