: BIZ: Mehr Lob als Tadel für internationale
■ Finanzpolitik Beseitigung der Handelsbilanzungleichgewichte weiter dringend / Bonn soll Wirtschaftswachstum ankurbeln / Schuldenkrise ist das zentrale Problem
BIZ: Mehr Lob als Tadel
für internationale Finanzpolitik
Beseitigung der Handelsbilanzungleichgewichte weiter
dringend / Bonn soll Wirtschaftswachstum ankurbeln /
Schuldenkrise ist das zentrale Problem
Basel (ap/rtr) - Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hat die führenden Industrieländer zu einer besseren Koordination ihrer Finanzpolitik aufgefordert. Das Schwergewicht der wirtschaftspolitischen Zusammenarbeit habe im vergangenen Jahr zu sehr auf der Wechselkurs- und Geldpolitik gelegen, kritisierte BIZ -Präsident Wim Duisenberg am Montag auf der Generalversammlung der „Bank der Zentralbanken“ in Basel.
Im zugleich vorgelegten Jahresbericht zeichnete die BIZ ein zwiespältiges Bild der Weltwirtschaft. Das Finanzsystem habe den Börsenkrach zwar besser als erwartet überstanden, doch müßten noch verschiedene Lehren gezogen werden. Die Schuldenkrise habe sich zwar etwas entschärft. Anderseits bestünden aber neue Inflationsrisiken. „Es gibt weder einen Grund für Hoffnungslosigkeit noch für ein Übermaß an Optimismus“, meinte BIZ-Generaldirektor Alexandre Lamfalussy in dem Bericht.
Der niederländische Notenbankpräsident Duisenberg bescheinigte der Bonner Finanzpolitik, sich in die richtige Richtung bewegt zu haben, „wenn auch nicht so weit, wie manche in Deutschland und anderswo es gewünscht hätten“. Eine stärkere Ankurbelung des Wirtschaftswachstums in der Bundesrepublik wäre für das innere wie das äußere wirtschaftliche Gleichgewicht hilfreich, hieß es ergänzend im Jahresbericht. Die USA hätten eine wesentliche Verringerung des Haushaltsdefizits erreicht, lobte Duisenberg.
Die internationale Schuldenkrise hat nach Ansicht des BIZ 1987 etwas von der Brisanz früherer Jahre verloren. Bewältigt seien die internationalen Schuldenprobleme jedoch noch lange nicht. Überdies wies die BIZ auch auf die Grenzen der neuen Programme zum Schuldenrückkauf und zur Schuldenkonversion hin. Mögliche Nachteile von Rückkäufen werden darin gesehen, daß die Schuldnerländer dabei keine neuen Mittel erhalten und daß knappe Devisen außer Landes fließen. Die Position der Gläubigerbanken hat sich dagegen durch die Abschreibungen und erhöhte Rückstellungen erheblich verbessert.
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