: BASF–Sicherungen unzureichend?
■ Grüne werfen dem Chemie–Multi Täuschung der Behörden vor: Ein angebliches Löschwasserrückhaltebecken ist Teil der biologischen Kläranlage / BASF weist Vorwürfe zurück
Ludwigshafen (taz) - Die rheinland–pfälzischen Grünen haben der BASF vorgeworfen, die Behörden absichtlich über die tatsächlichen Auswirkungen eines Störfalls in der werkseigenen Kläranlage zu täuschen. In einem Schreiben des Chemieriesen an die Bezirksregierung in Neustadt vom 11.2.87 hatte dieser mitgeteilt, daß im Falle eines Unfalls zum Auffangen von vergiftetem Löschwasser in der Kläranlage das Becken 13 mit einem Volumen von 58.700 Kubikmetern zur Verfügung stehe. Die Bezirksregierung hatte nach der Sandoz–Katastrophe von der BASF verlangt, sie solle für ihr Ludwigshafener Werk mit seinen über 300 Betrieben belegen, daß die Löschwasserrückhaltung tatsächlich gegeben sei. Nach Informationen der Grünen ist das angegebene Becken 13 allerdings kein leerstehendes Reservebecken für eventuelle Stör fälle, sondern eines der fünf sogenannten Belebungsbecken der biologischen Kläranlage, das ständig randvoll gefühlt ist. Im Falle eines toxischen Abwasserschubes könnte die Kläranlage nur wenig kontaminiertes Löschwasser zurückhalten, so Prof. Jürgen Rochlitz von den Grünen. Rochlitz ist Professor für anorganische Chemie. Seinen Informationen nach könne das Becken „günstigstensfalls“ eine halbe Stunde zusätzliche Wassermengen aufnehmen und zurückhalten. Die „unweigerlich“ folgende Überflutung der gesamten Anlage“ führe dann „zum Umkippen der Bakterienkulturen der Kläranlage“. Die Auswirkungen eines solchen Störfalls schätzt Rochlitz als „wesentlich gravierender als bei Sandoz“ ein, da die Bakterien tage– und wochenlang zu ihrer Regeneration benötigten. Rochlitz: „Die BASF–Kläranlage kann einen Giftstoß höchstens zehn bis 20 Minuten aushalten“. Ein BASF– Sprecher wies die Vorwürfe der Grünen zurück. Im Falle eines Störfalls habe man genügend Zeit, das Becken 13 rechtzeitig für kontaminiertes Wasser zu räumen. Die Grünen fordern von der BASF für eine Übergangszeit zunächst den Zubau von zwei Rückhaltebecken von je 60.000 Kubikmetern, die vor allem auch leer stehen sollen. Als zusätzliche Maßnahme sei die Zugabe von Braunkohlenkoks in der Kläranlage notwendig, mit dem ca. 80 Prozent der schwerabbaubaren Chlorkohlenwasserstoffe gebunden werden könnten. Als dritte notwendige Vorkehrung gegen Umweltkatastrophen müsse die BASF ihre Belebungsbecken in der Kläranlage jeweils in zwei isolierte Becken trennen, um so „die Giftstöße besser abzupuffern und die Reinigungsleistungen zu steigern“, sagte Jürgen Rochlitz. Max Holz
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