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Auszeit statt Ausstieg

■ HEW: AKWs sorgen für rote Zahlen

Die Auszeiten der Kernkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel belasten die Bilanz der Hamburgischen Electricitäts-Werke AG (HEW) erheblich. „Der Ausfall kostete 1993 rund 90 Millionen Mark und in den ersten vier Monaten dieses Jahres weitere 40 Millionen Mark“, klagte HEW-Vorstandsmitglied Hans-Joachim Reh gestern bei der Vorlage der Bilanz. Sollten die Kraftwerke bis zum Jahresende nicht wieder in Betrieb gehen, drohen für 1994 Zusatzkosten von weiteren 200 Millionen Mark.

Zu Gedanken über einen Ausstieg aus der Atomenergie haben die Auszeiten der beiden Schrottreaktoren in den HEW-Vorstandsetagen jedoch nicht geführt. Die Vorstellungskraft reichte nur zu der glorreichen Idee, erneut an der Preisschraube zu drehen: „Weitere Erhöhungen des Strompreises“ über die zum Januar 95 angedrohten 4,2 Prozent hinaus sind für die HEW-Manager die einzige Lösung.

Statt dessen kritisierte der HEW-Vorstand „die Verschleppungstaktik der Kieler Landesregierung“ und forderte die schnelle Genehmigung der Reparaturprogramme für die beiden Reaktoren. Die Regierung „verzögert die Wiederinbetriebnahme“, moserte Reh, durch einen – schlimm, schlimm – „ausstiegsorientierten Gesetzesvollzug im Atomrecht“. In anderen Bundesländern würden entsprechende Genehmigungen sehr viel zügiger genehmigt.

Das AKW Brunsbüttel steht seit August 1992 und Krümmel seit Oktober 1993 still, weil in beiden Reaktoren Hunderte von Lecks und Rissen in den Rohrleitungen entdeckt wurden. Pro Werktag kostet der Stillstand die Betreiber HEW und PreußenElektra rund 1,2 Millionen Mark für den Kauf von Ersatzstrom aus anderen Kraftwerken.

HEW-Vorstandsmitglied Manfred Timm kündigte an, das Land Schleswig-Holstein auf Schadensersatz in Höhe von ein bis zwei Millionen Mark zu verklagen, nachdem das Oberverwaltungsgericht Schleswig vorige Woche einen von den Behörden verordneten viertägigen Stillstand des Kraftwerks Krümmel „als rechtswidrig“ eingestuft hatte (taz berichtete).

Die Stadt Hamburg, als Hauptaktionärin der HEW, stehe, so Timm, „voll hinter dem HEW-Vorstand“ und wünsche die baldige Wiederinbetriebnahme der Kernkraftwerke. Für einen prinzipiellen Schadensersatz durch die Landesregierung für die gesamte Zeit des Stillstandes sieht Vorstandsmitglied Manfred Timm jedoch „keine Chance“. smv

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