Auszeichung der Hochschule für Künste vergeben: Potenzieller Wegbereiter
Zum fünften Mal wurde der mit 15.000 Euro dotierte Nachwuchs-Förderpreis der HfK-Meisterschüler verliehen. Und doch muss er sich noch etablieren
Noriko Yamamoto bekommt in diesem Jahr den mit 15.000 Euro dotierten Förderpreis des Freundeskreises der Hochschule für Künste Bremen (HfK). Es ist der am höchsten dotierte Förderpreis aller deutschen Kunsthochschulen. Er wird in diesem Jahr zum fünften Mal vergeben, finanziert von der Karin und Uwe Hollweg-Stiftung. Verliehen wurde die Auszeichnung am Samstag bei der Vernissage der diesjährigen Ausstellung der sieben Meisterschülerinnen im Museum Weserburg. Das Preisgeld wird nur zur Hälfte in bar ausgezahlt, die anderen 7.500 Euro dienen dann der Finanzierung einer Einzel-Ausstellung.
Von der Japanerin Yamamoto stammt die künstlerisch profilierteste Position dieser Nachwuchs-Ausstellung, insgesamt ist sie mit drei Kunstwerken vertreten. Eins davon ist ein schwarzer Kegel, der in abstrakter Weise den Menschen an sich repräsentiert und auf einem aufwendig konstruierten, filigranen Sockel steht. Weil sich in ihrer Arbeit "analytische, prozessuale und philosophische Elemente die Waage halten und in überzeugenden Formen zur Anschauung gelangen", entschied sich die Jury einstimmig für Yamamoto.
Insgesamt liegt der Schwerpunkt der Ausstellung jedoch auf der Malerei. Da ist beispielsweise Silke Parras mit exakt ausgearbeiteten Bildern von völlig leeren Holzmöbeln zu sehen. Inventar, das auf der Leinwand erst konstruiert wird, ein bisschen wie fotografiert, aber gerade nicht dreidimensional wirken soll. Oder Dorota Grund, die Werkstätten, Industriearchitektur malt, mit Grauschleiern, in einer sehr düsteren Atmosphäre, aber mit zugleich sehr intensiven Blautönen. Und auch Milena Tsochkova, die immer wieder und ausschnitthaft Variationen einer Frau im geblümten Kleid präsentiert.
Überregional hat der Preis trotz des hohen Preisgeldes bislang noch nicht ganz so viel Renommee gewonnen. Dafür sei es nach fünf Jahren aber noch "zu früh", sagt Stephanie Böttcher vom Künstlerhaus am Deich, die in diesem Jahr erneut in der Jury saß. Und doch hält Böttcher diese Form der Nachwuchsförderung für ein "erfolgreiches Modell". Alle der fünf ausgezeichneten KünstlerInnen hätten "total überzeugende" Arbeiten vorgelegt.
Anneli Käsmayr, die mit Jenny Kropp als "Dilettantin Produktionsbüro" 2007 die erste Preisträgerin war, ist vielen dabei eher gastronomisch aufgefallen: Als Betreiberin des Projektes "Drei Jahre" - einer Kneipe im Viertel.
Christian Haake, 2009 geehrt, ist in der Gesellschaft für Aktuelle Kunst (GAK) gerade mit seiner ersten institutionellen Einzelausstellung präsent. In der Region hat er mittlerweile praktisch alle einschlägigen Preise gewonnen, die Rang und Namen haben. "Ich habe selten etwas so eigenständiges gesehen", sagt GAK-Direktorin Janneke de Vries über Haakes Arbeiten. "Der wird seinen Weg machen" - dieser Satz ist immer wieder zuhören, wenn von Haake die Rede ist. Das sagt auch Böttcher.
In dem von ihr geleiteten Künstlerhaus war jüngst Verena Johanna Müller mit einer Performance zu sehen, die Preisträgerin von 2008. Sie nennt sich "Handlungsreisende im Dienst der Kunst", arbeitet stark außerhalb des institutionellen Kontextes. "Selbstverständlich ist es etwas Erhebendes, mit diesem Preis ausgezeichnet zu werden", sagt sie. "Der Preis hebt einen für einen Augenblick aus der Masse heraus, lässt einen hochleben, und so schön das auch ist, man ist in diesem Moment eben auch alleine". Aufgrund der hohen Summe könne man sich als junger Künstler vielleicht dazu verpflichtet fühlen, "dass die anderen den ausgezeichneten künstlerischen Weg supporten. Wenn man sich da nicht emanzipiert, kann aus dem Hochgenuss schnell ein Eiertanz werden, der versucht, allen irgendwie zu gefallen und dabei nur wackelig und wenig gekonnt über die Bühne gebracht wird."
Im vergangenen Jahr bekam Nicolai Schorr den Preis zugesprochen - obwohl er einen Abgesang auf die Malerei inszeniert hat, sein eigenes Ende als Maler, mit aufgeschichteten Pinseln und leeren Bilderrahmen. Diese Arbeit habe sich für ihn damals "sehr aufgedrängt", sagt Schorr, und dass gute Künstler "immer wieder" scheiterten. "Ich würde es nicht als Scheitern bezeichnen", sagt Böttcher. Und auch Schorr selbst spricht lieber von einer "Zäsur" - und hat sich, mittlerweile in Berlin lebend, vor allem der Musik verschrieben: Im letzten Jahr brachte er mit seiner Experimental-Folk-Band The Canoe Man eine EP heraus, startete zudem ein musikalisches Solo-Projekt. In Bremen hoffen einige, dass er wieder in den Schoß der Malerei zurückkehrt.
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