: Ausweitung der Schutzzone
Kommentar
von Thomas Mauch
Schutz von Nichtrauchenden
Wenn man zum Beispiel das mit dem Saufen nimmt. Ist bestimmt nicht gesund, dieses beständige Trinken über den Durst. Dennoch muss festgehalten werden, dass der Zecher bei seinem Weg aufs Sterbebett zwar nicht immer für sich alleine trinkt, dabei aber dennoch mit seinem Trinken niemanden neben sich wirklich beeinträchtigt, wenigstens im Hinblick auf dessen gesundheitliche Unversehrtheit
Dieses, sagen wir mal, eigenverantwortliche Prinzip gilt im Wesentlichen für die meisten Süchte. Nur für das Rauchen, da gilt es eben nicht.
Selbst der hartgesottenste Raucher muss zugeben, dass er nicht wirklich alleine auf der Welt ist mit seinem Tun und dass das Passivrauchen nun bestimmt nicht der Gesundheit zuträglich ist – wie gesellig es auch bei manchen Raucherrunden, möglicherweise gleich direkt vor der Tür zum Krankenhaus, zugehen mag.
Nein, alles wahr: Rauchen ist nicht mehr cool. Auch der Marlboro-Mann ist längst an Lungenkrebs verstorben. Überhaupt ist es vollkommen unstrittig, dass diese qualmende Art des Zeitvertreibs der Volksgesundheit – um hier mal einen tümelnden Begriff ins Rennen zu schicken – ganz und gar nicht zuträglich ist und jede Amputation eines einzelnen Raucherbeines finanziell letztlich doch die gesamte Gesellschaft zu tragen hat.
Und trotz alledem: Irgendwie schmeckt man bei der Ausweitung von den Schutzzonen und dem Versuch, sich alle gesundheitsschädlichen Dinge vom Leibe zu halten, so eine stille Sehnsucht nach Ewigkeit. Als könne man, wenn man im Leben nur wirklich „richtig“ lebt, im Leben doch den Tod tatsächlich vermeiden.
Der große Countrysänger Hank Williams hat dazu die unsterblichen Zeilen gesungen: „No matter how I struggle and strive / I’ll never get out of this world alive.“ Wie man sich auch abmüht, lebend kommt man aus dieser Welt nicht raus. Es war seine letzte Single, er schaffte es damit postum auf Platz 1 in den Country-Charts. Williams, dies als Trost für alle Raucher, hat sich übrigens eher zu Tode gesoffen.
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