Ausverkauf von Agrarbetrieben: Landgrabbing stoppen!

Mit Agrarland lässt sich Rendite machen. Deshalb versucht eine Immobilienfirma, in Brandenburg Flächen aufzukaufen. Die Politik muss das verhindern.

Kuh und junger Stier auf einer Weide

Kühe sind wertvoll für die Landwirtschaft, aber Großkonzerne bevorzugen Solaranlagen Foto: dpa

Das Landgrabbing in Ostdeutschland geht weiter: Gerade versucht eine Finanzbeteiligung des Immobilienkonzerns Deutsche Wohnen, einen großen Agrarbetrieb in Brandenburg zu kaufen. Immer noch steigen die Preise für Äcker und Weiden rasant, weil man auch da Solaranlagen installieren kann, die eine hohe Rendite versprechen.

Für die Allgemeinheit ist die Landnahme von Konzernen und auswärtigen Reichen vor allem deshalb problematisch, weil so Geld aus wirtschaftlich schwachen ländlichen Regionen in Metropolen und wohlhabende Gegenden abfließt. Gewinne, die etwa in Sachsen-Anhalt erwirtschaftet werden, landen letztlich in Starnberg, Hamburg oder Leipzig. Dabei beruhen diese Profite oft zu einem großen Teil auf Agrarsubventionen der Europäischen Union, die den ländlichen Raum stärken sollen. Den Regionen der Agrarbetriebe gehen auch Steuern verloren. Am Ende profitieren Menschen, die schon auf Millionen oder Milliarden sitzen. Landgrabbing verteilt den Reichtum in unserer Gesellschafter noch ungleicher.

Besonders offensichtlich wird dieser Missstand, wenn wie im aktuellen Fall ein Konzernanhängsel einen Bauern verdrängen will, der in die Umgebung des Betriebs ziehen würde – falls er den Zuschlag der Verkäufer bekäme. Aber ein Immobilienkonglomerat kann ihn locker überbieten.

Deshalb sollten die seit der Föderalismusreform zuständigen Länder endlich Gesetze verabschieden, mit denen sich Verkäufe von Agrarbetrieben an überregionale Großinvestoren verbieten lassen. Bisher dürfen die Behörden nur den Verkauf von Land, nicht von Firmen mit Land untersagen.

Brandenburgs grüner Landwirtschaftsminister Axel Vogel arbeitet gerade an so einem Agrarstrukturgesetz. Seine Koalitionspartner von CDU und SPD sollten zum Wohl ihres Bundeslandes zustimmen. Dabei sollten sie sich über die egoistischen Interessen der Teile des Bauernverbands hinwegsetzen, die selbst von hohen Verkaufspreisen profitieren.

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Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.

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