QUERSPALTE: Austria as usual
■ Die Kujauisierung der Waldheim-Affäre
Der Mann war mal Chef aller Vereinten Nationen, man kennt ihn in Burundi und Usbekistan, und nach der Dauerpleite der österreichischen Wintersportler ist er, neben Udo Jürgens und Peter Alexander, der letzte international bekannte Name der Alpenrepublik. Der Mann war (und ist) der Phänotyp des Karrieristen, die Inkarnation der Charaktermaske und... die Ausgeburt reiner Langeweile.
Doch wie dieses alpine Schleim-Massiv jetzt felsengleich in der Brandung einer international wuselnden Geschichts“forschung“ und Zettelwirtschaft steht – das nötigt doch eine, wenn auch widerwillige Sympathie ab. Wenn rundherum getürkt, gefälscht und gepokert wird, und Zeitgeschichte der Balkanisierung verfällt, warum soll sich ein kleiner Kurt nicht als großer Waldheim zurechtmachen?
Die Art jedenfalls, wie derzeit an Waldheims hohem Ast gesägt wird, ist so suspekt wie die Methode, mit der er immer obenauf blieb. Die zwischen alkoholisierten Museumswärtern, archivierenden Partisanen, feilschenden Nachrichtenhändlern und internationalen Kommissionen angesiedelte Telegrammatik jedenfalls macht es schwer, in diesem Fall etwas anderes als eine grandiose Groteske zu sehen. Österreich as usual: „Die Lage ist hoffnungslos, aber net ernst.“ Mathias Bröckers
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