Ausschreitungen in Bayern: Kurden attackieren Türken-Demo
In Aschaffenburg greifen kurdische Aktivisten eine Demo von türkischen Veranstaltern an. Diese wollten gegen den „Terror“ der PKK und des IS protestieren.
Die Polizei in Aschaffenburg nahm nach Angaben vom Montag insgesamt 36 Kurden vorläufig fest, die Beamte mit Böllern und Steinen angegriffen hatten. Zu dem Einsatz wurden auch Polizeikräfte aus dem nahe gelegenen Hessen herbeigerufen.
Bayerns Innenminister Herrmann reagierte empört auf die Ausschreitungen. „Wir wollen nicht, dass der türkisch-kurdische Konflikt auf deutschem Boden ausgetragen wird“, erklärte Herrmann am Montag in München. „Das ist einfach unerträglich und eine Zumutung für unser Land.“
Herrmann wertete die Ereignisse zudem als Bestätigung für die ablehnende Haltung der CSU gegenüber Visa-Erleichterungen für Bürger der Türkei. „Wir müssen schon genau hinschauen, wen wir da in unser Land lassen, wenn wir über Visaerleichterungen für die Türkei sprechen“, mahnte der Minister. „Alle Türken inklusive Kurden nach Deutschland frei einreisen zu lassen, ist keinesfalls vertretbar.“
Die EU hatte kürzlich ein Abkommen mit der Türkei über die Rücknahme von Flüchtlingen abgeschlossen; dabei stellte sie der Türkei Erleichterungen bei der Visumspflicht für türkische Bürger in Aussicht. Die CSU lehnt dies ab.
Böller und Steine
Die Aschaffenburger Demonstration der Türken unter dem Motto „Gemeinsam gegen den Terror - Demo gegen PKK und ISIS“ mit 600 Beteiligten war am Sonntagnachmittag von etwa 30 Kurden mit Böller- und Steinwürfen angegriffen worden. Nachdem die Polizei einschritt, flüchteten die Angreifer den Angaben zufolge in ein Haus und bewarfen die Beamten vom Dach aus mit Steinen und Feuerwerkskörper.
Die Polizei drang dann nach eigenen Angaben mit starken Kräften und Hunden in das Haus ein; Insgesamt 36 Menschen hätten sich dort ohne Widerstand vorläufig festnehmen lassen. Gegen die Kurden im Alter von zwischen 15 und 40 Jahren werde nun unter anderem wegen des Verdachts des schweren Landfriedensbruchs und versuchter gefährlichen Körperverletzung ermittelt.
Die Polizei war danach bis zum frühen Montagmorgen auf der Straße, um ein Zusammentreffen zwischen türkischen und kurdischen Gruppen zu verhindern, wie ein Sprecher mitteilte.
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