: Ausplünderungsspur quer durchs Land
■ GmbH-Käufer schlachten Firmen aus. Schwierige Ermittlungen
Berlin (dpa) – Aus der angespannten Wirtschaftslage schlagen immer mehr Betrüger Kapital. Bei Überschuldung oder drohendem Konkurs bieten sich dubiose GmbH-Käufer als Retter an. In Kleinanzeigen wird „professionelle Hilfe“ und die Übernahme der Firmen einschließlich aller Schulden angeboten: „Sagt Ihre Bank nein? Wir helfen!“
Doch statt zu helfen, schlachten solche „Firmenbestatter“ notleidende Firmen nur aus. Elke Otto von der Berliner Industrie- und Handelskammer spricht von einem für Außenstehende kaum zu durchschauenden Sumpf. Ermittler meinen, daß die strafrechtliche Verfolgung fragwürdiger Firmenschließungen immer schwieriger wird.
Erst im Juni hatte das Münchner Landgericht einen Niederländer wegen Betrugs, Untreue und Urkundenfälschung verurteilt. Dieser hat nach eigenem Geständnis 18 notleidende Firmen erworben und vorhandenes Vermögen zu Geld gemacht. Der Vorsitzende Richter meinte, der Angeklagte habe „eine Ausplünderungsspur quer durch Deutschland gezogen“.
Professioneller als die Strategie des Niederländers sei: Übernahme – Kündigung der Beschäftigten – Verlagerung des Firmensitzes – Existenz nur noch auf dem Papier. Gläubiger gingen leer aus, Arbeitsämter könnten kein Konkursausfallgeld für Entlassene regeln, Konkursgerichte stünden ohne Angaben da. Mindestens 1.000 Firmen seien von Berlin aus auf diese Weise plattgemacht worden.
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